Zurueck zu den Wurzeln - Commissario Montalbano vergeht der Appetit by Andrea Camilleri

Zurueck zu den Wurzeln - Commissario Montalbano vergeht der Appetit by Andrea Camilleri

Autor:Andrea Camilleri [Camilleri, Andrea]
Die sprache: eng
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2014-04-25T16:00:00+00:00


Fünf

Signor Michelangelo Carmona, von seiner Frau Micò genannt, hatte nicht nur als Vermessungsingenieur bei der Stadt Vigàta gearbeitet, sondern war außerdem ein penibler, fast besessen präziser Mensch. Signora Carmona ging mit Linda spazieren, und er räumte alles vom Tisch außer der Platte mit dem parfè di mènnuli, dem Mandelparfait, das Montalbano geschickt in Reichweite halten konnte. Anschließend ging er aus dem Zimmer, und als er wiederkam, schleifte er einen riesigen Koffer hinter sich her. Er hievte ihn mit Montalbanos Hilfe auf den Tisch, klappte ihn auf und holte Landkarten, Grundbuchauszüge, beglaubigte Erklärungen, Kaufverträge, notarielle Urkunden, Quittungen des Handelsregisters und weitere Unterlagen heraus, die in Kürze den ganzen Tisch bedeckten. Montalbano stellte sich den Servierteller auf den Schoß, nahm, während Micò sich in eine mysteriöse Sichtung der Papiere vertiefte, den Löffel von seinem Tellerchen, das vorübergehend auf einem Stuhl neben ihm Platz gefunden hatte, und machte sich über das Parfait her. Micò hatte die Dokumente, die er brauchte, inzwischen gefunden und packte den Rest wieder in den Koffer, den er mit aufgeklapptem Deckel auf den Boden gelegt hatte. Danach breitete er auf dem Tisch eine große handgezeichnete Karte aus, die kaum darauf passte, und betrachtete sie nachdenklich wie ein Oberbefehlshaber, der ein Schlachtfeld studiert. In einer Hand hielt er ein paar zusammengerollte Blätter.

»Bitte, Commissario, kommen Sie zu mir«, sagte er und zog einen gelben Stift aus der Jackentasche.

Schweren Herzens trennte Montalbano sich von seinem Parfait, stellte die Platte aber wohlweislich dahin, wo er gesessen hatte.

»Wo ich mit dem Stift hinzeige, ist die Gegend, die für Sie interessant ist, also der Straßenabschnitt zwischen dieser Einfahrt zum Piano Torretta bis zum Haus von Dottor Riguccio. Das sind fünf Kilometer und neunhundertzweiundsiebzig Meter. Ich habe die Karte selbst angefertigt, um mir die ganze Sache zu erleichtern. Der Bequemlichkeit halber habe ich die Häuser mit fortlaufenden Nummern versehen.«

»Großartig«, sagte Montalbano, »aber wie komme ich an die Namen der Hausbesitzer?«

»Ganz einfach. Hier«, erklärte Micò und wedelte mit den Zetteln in seiner Hand, »stehen alle Namen und Adressen. Jeder Nummer auf der Karte ist der Name des Eigentümers zugeordnet.«

»Wunderbar«, sagte Montalbano. »Und falls ich wissen will, wie viele dieser Häuser eine richtige Garage haben, die man mit einem Rolltor schließt?«

»Geben Sie mir zehn Minuten Zeit. Soll ich es Ihnen aufschreiben?«

»Wenn es Ihnen nichts ausmacht …«

Während Micò sich vor den Koffer hockte und in den Unterlagen kramte, kehrte Montalbano zu seinem Stuhl zurück, nahm die Platte mit dem Parfait, setzte sich, stellte sie sich auf den Schoß und aß weiter. Micò kam, eine dicke Mappe mit kopierten Hausplänen in der Hand, wieder hoch, nahm sich ebenfalls einen Stuhl und setzte sich. Er studierte die Karte, studierte die Pläne, studierte die Zettel mit den Namen und schrieb hin und wieder etwas auf ein frisches Blatt Papier. Zwei letzte Löffel Parfait waren noch übrig. Anstandshalber befahl Montalbano sich selbst, sie nicht zu essen, und vorsichtshalber, denn er traute seinem guten Vorsatz nicht, stand er auf und stellte die Platte auf die Anrichte.

»So, das wär’s«, sagte Micò und reichte ihm das beschriebene Blatt.



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