Zu jeder Schandtat bereit by Eva Voeller

Autor:Eva Voeller [Voeller, Eva]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783404154593
Google: HG_nHAAACAAJ
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2006-05-14T22:00:00+00:00

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Am nächsten Morgen wurde ich um sechs Uhr früh wach. Ich fühlte mich wie gerädert, obwohl ich beinahe rund um die Uhr geschlafen hatte. Ich ging mit dem Hund raus und holte Brötchen. Das Wetter war immer noch eine einzige Katastrophe, es kam mir vor, als hätte sich nicht nur das Schicksal, sondern auch die Elemente gegen mich verschworen. Es regnete seit Tagen, und besonders warm war es auch nicht. Ich fragte mich, ob ich je dazu kommen würde, die Riemchenpumps zu tragen, die ich mir vor zwei Monaten gekauft hatte. Irgendwie hatte ich dabei die Vorstellung im Kopf gehabt, mit Riemchenpumps sexy auszusehen. Ich hatte sie sogar zu Hause schon eingelaufen, mit Minirock und bauchfreiem Top, beides ebenfalls neu. An dem Tag, als ich zum ersten Mal mit meinem neuen Outfit in der Wohnung herumstolziert war, hatte Dominik sich zufällig ein Ralph-Lauren-Hemd gekauft, dagegen konnten meine Klamotten natürlich nicht anstinken. Er hatte sofort den Platz vorm Spiegel blockiert und wollte ständig wissen, wie ich ihn fand.

Opa war schon auf, als ich zurückkam. Er hatte sich bereits angezogen und war dabei, Kaffee zu kochen.

"Sag mal, hast du meinen Gewürzbeutel gesehen?", wollte er wissen, während er in den Küchenschränken herumkramte. "Ich bin ganz sicher, dass ich welches gekauft habe. Es kann doch nicht schon alle sein."

Ich schüttete Hundefutter in Floppys Napf und versuchte, möglichst unbeteiligt auszusehen. Der Beutel hatte ein sicheres Zuhause in meinem Anatomieatlas gefunden.

"Weiß du was?", meinte ich. "Tu doch einfach eine Prise Zimt in den Kaffee. Ich finde, das schmeckt viel besser als dieses komische Gewürz."

Opa gab sich mit dieser Empfehlung zufrieden, und ich verschwand im Bad, um mich für den Rest des Tages in Form zu bringen. Zum ersten Mal seit Wochen hatte ich die unglaubliche Option, mir den Tag frei einteilen zu können. Nachdem Opa unter Beweis gestellt hatte, dass er durchaus auch mal für eine Weile allein bleiben konnte, stand mir sozusagen ganz Frankfurt offen. Ich könnte mal wieder zum Sport gehen. Irgendwo hatte ich noch einen Gutschein für sechs Wochen kostenloses Sommertraining im Fitnesscenter herumliegen. Oder ich konnte Amelie überreden, mit mir zu brunchen, das hatten wir früher, als ich noch nicht mit Dominik zusammen gewesen war, häufig gemacht.

Der Gedanke an Dominik verdarb mir sofort die Laune. Er war seit vier Tagen weg und fehlte mir kein bisschen, doch es gab nichts daran zu deuten, dass sein Verschwinden nicht normal war. Allmählich musste ich etwas unternehmen. Düster überlegte ich, dass er möglicherweise gar nicht mehr am Leben war. Vielleicht war er dem Wem-auch-immer zum Opfer gefallen, der auch den Unbekannten hinter meinem Sofa umgebracht hatte.

Ich versuchte immer noch, mir einzubilden, dass ich es mir nur eingebildet hatte, doch je länger und öfter ich darüber nachdachte, desto schwieriger wurde es. Vielleicht sollte ich doch noch mal mit Magnus drüber reden. Ich war ziemlich sicher, dass man entsprechende Spuren auf meinem Wohnzimmerboden entdecken würde, wenn man erst mit vernünftigen Methoden danach suchte. Es konnte doch nicht angehen, dass man das Ganze einfach als Fata Morgana abtat,

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