Zerrissen by Juan Gómez-Jurado

Zerrissen by Juan Gómez-Jurado

Autor:Juan Gómez-Jurado [Gómez-Jurado, Juan]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 9783423427333
Herausgeber: Deutscher Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2015-04-14T22:00:00+00:00


»Armer David, vertrittst du immer noch diese lächerliche Theorie?«, sagte Hockstetter nun kopfschüttelnd.

»Eines Tages wird Sie einer dieser jungen Leute, die Sie als Kanonenfutter benutzen, auffliegen lassen. Keinem gelingt es, bis in alle Ewigkeiten die ganze Welt zu betrügen.«

Hockstetter lehnte sich zurück und verschränkte grinsend die Hände hinter seinem Nacken. Es war jedoch keine dieser früheren Grimassen vom Typ »Ach herrje, jetzt sieh dir an, was mein Hund auf deinem Rasen macht«; in all den Jahren, die ich ihn nicht gesehen hatte, hatte er sie so weit perfektioniert, dass sie einem perfekten Zahnpastalächeln glich.

»Ich fürchte, wir werden keine weiteren Themen für einen netten Plausch finden, mein verehrter Ex-Novize. Und das, obwohl ich so höflich war, persönlich vorbeizukommen, um die Unterlagen meines Patienten abzuholen.«

»Sie sind gekommen, weil Sie sich hämisch freuen, dass nicht mehr ich, sondern Sie operieren. Seien Sie ehrlich, nur ein einziges Mal. Es wird Sie sicher nicht umbringen.«

Er sah mich an, als hätte ich ihn schwer beleidigt.

»David, ich hätte dich auch bitten können, mir die Krankenakte per FedEx zu schicken. Aber ich wollte, dass sich die Lage zwischen uns etwas entspannt. Nur deshalb bin ich hier. Es ist schließlich genug Zeit vergangen, damit die Wunden heilen konnten.«

Darauf hätte er eigentlich eine schlagfertige Antwort vom Typ »Sagen Sie das Mrs Desmond« verdient gehabt, aber in dem Moment war ich dazu nicht in der Lage; ich war ja auch noch nicht in einer fensterlosen Zelle eingesperrt, mit viel Zeit, um über meine nächsten Worte nachzudenken, so wie jetzt, während ich diese Zeilen schreibe. Stattdessen beschränkte ich mich damals darauf, ihm die Krankenakte des Patienten und den USB-Stick zuzuschieben und die Arme zu verschränken.

»Werden Sie im Militärkrankenhaus von Bethesda operieren?«

Ich brannte vor Neugier, wie es ihm gelungen war, die First Lady doch noch von sich zu überzeugen, aber ich wollte nicht zu interessiert wirken. Irgendwie musste ich es jedoch herausfinden; denn welchen Plan verfolgte White wirklich? Und welche Rolle hatte ich dabei? Wenn er wirklich wollte, dass Hockstetter den Präsidenten operierte, warum hatte er dann Julia entführt? Erpresste er etwa auch Hockstetter? Falls es so war, ließ der es sich jedenfalls nicht anmerken.

Hockstetter zuckte mit den Schultern, während er in der Krankenakte blätterte.

»Ich müsste schon sehr unsicher sein, um nicht auf die besonderen Bedingungen einzugehen, die ein solch gewichtiger Fall mit sich bringt. Übrigens, wie gedachtest du, beim Broca-Areal vorzugehen?«

Mit offenem Mund starrte ich ihn an. Eine solche Dreistigkeit hatte ich nicht erwartet.

»Sie bitten mich doch nicht gerade ernsthaft um meine Meinung, oder?«

Hockstetter gähnte und stand auf.

»Nein, eigentlich nicht.«

Die Akte und den USB-Stick in der Hand, schlenderte er zur Tür. Als er schon die Hand auf der Klinke hatte, drehte er sich noch mal um und sah mich an.

»Weißt du was, David? In einem hast du recht. Ich bin tatsächlich gekommen, weil es mir ein tierisches Vergnügen macht, dich so gedemütigt zu sehen. Kaum wussten sie, dass ich mich zu der OP bereit erkläre, haben sie dir einen ordentlichen Arschtritt verpasst. Wer will auch schon einen zweitklassigen Chirurgen, wenn er den Chef der Neurochirurgie des Johns Hopkins haben kann.



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