Zeit des Verrats by Matti Rönkä

Zeit des Verrats by Matti Rönkä

Autor:Matti Rönkä
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
ISBN: 9783785760697
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2013-09-15T22:00:00+00:00


23

Zwei Tage später rief Ruuskanen an.

»Verdammt nochmal, Viktor! Was für eine heiße Karre hast du mir da angedreht? Einen ehrbaren Geschäftsmann so zu betrügen …«

»Halt mal die Luft an, Mauri«, unterbrach ich und erinnerte ihn daran, dass es auch an der Tätigkeit seiner eigenen Firmen allerhand auszusetzen gab. Eine ganze Reihe Verkaufsabschlüsse war vor Gericht erörtert worden, und Mauri Ruuskanen war nicht etwa der Kläger gewesen.

»Ja aber, ja aber …« Ruuskanen war immer noch so aufgebracht, dass er keinen vernünftigen Satz hervorbrachte. Ich kam zu dem Schluss, dass sein Schock in erster Linie dem Verdacht geschuldet war, dass ein Kunde ihn überlistet und es irgendwie geschafft hatte, ihn übers Ohr zu hauen.

»Beruhige dich. Erzähl mir ganz langsam und in deinen eigenen Worten, was passiert ist.«

Ruuskanen keuchte ein paar Mal, dann ging sein Atem wieder gleichmäßig und er begann zu erklären. Die Geschichte wirkte anfangs verworren, doch nach und nach begriff ich. In die Werkstatt von Öko-Auto-Ruuskanen war eingebrochen worden, eine Räuberbande hatte sich im Dunkel der Nacht mit einer Brechstange Einlass verschafft, dabei die teuren Aluminiumlamellen am Tor kaputt gemacht, und auch die Elektromotoren des Hebemechanismus waren beschädigt …

Wieder unterbrach ich Ruuskanen und wies ihn darauf hin, dass die Sommernächte selbst auf der Höhe von Tuusula allenfalls halbdunkel waren. Die mickrigen Schlösser der Hallentür ließen sich mit einem Bolzenschneider oder Geißfuß überwinden, und um derartiges Werkzeug anzuschleppen, brauchte man keine ganze Bande.

»Red dich nicht raus, zum Teufel!« Ruuskanen war wirklich wütend. »Was hast du da ausgekocht, du Gauner? Ich begreife das überhaupt nicht. Du kriegst doch nicht mal Geld von der Versicherung. Oder hattest du ein Zweitexemplar vom Kraftfahrzeugschein? Das geht nicht durch, auf keinen Fall. Ich versteh nicht …«

Aus Ruuskanens Schnauben war eine leise Hoffnung herauszuhören, gespeist aus der Vermutung, es handle sich um einen genialen Trick, mit dem ich die Versicherungsgesellschaft betrügen wollte. Das hätte so problemlos in Ruuskanens Moralkodex gepasst wie fettfreie Milch in den Kaffee eines Figurbewussten.

»Nun erzähl mir mal bis zum Schluss, was passiert ist. Ich bin total ahnungslos«, forderte ich noch einmal.

»Na, irgendwelche beschissenen Banditen sind in die Halle eingebrochen und haben einen Wagen in tausend verdammte Stücke zerlegt. So fein sortiert, sag ich dir, dass der Kram anstandslos zum Recycling kann, verdammt nochmal, Plastik und Metall säuberlich getrennt. Das Einzige, was heil geblieben ist, sind der Stern und die Matten.«

Ruuskanen kam wieder ins Schnaufen, fuhr aber mit seinen Übertreibungen fort.

»Daran hab ich ihn erkannt. Deinen Mercedes, du Arsch, für den du mir ein Wahnsinnsgeld abgeluchst hast.«

Jemand war in meinem Haus gewesen. Das gefiel mir nicht. Genauer gesagt, es machte mir Angst, doch die Furcht lähmte mich nicht. Im Gegenteil, ich wusste, dass ich effizient und kühl handeln und meinen Gegner, selbst wenn er stärker war, angreifen würde. Das hatte ich schon öfter getan, und entsprechend lautete auch der Vermerk in meinen Papieren aus der Spezialausbildung.

Ist fähig, unter Stress zu handeln. Steigert unter extremem Druck sogar seine Leistung. Zeigt seine Furcht nicht, hieß es in dem von Oberst Wikulow unterschriebenen Gutachten.

Dennoch fürchtete ich mich.

Ich setzte mich an den Computer und stellte die Verbindung zur Festplatte der Kameras her.



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