Zauber der Schlange by David Eddings

Zauber der Schlange by David Eddings

Autor:David Eddings
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2013-06-28T22:00:00+00:00


15

In den nächsten paar Tagen ritten sie scharf zu und hielten in unregelmäßigen Abständen nur lange genug, um die Pferde ausruhen zu lassen und sich ein paar Stunden Schlaf zu gönnen. Garion fand heraus, daß er im Sattel dösen konnte, sobald sie die Pferde im Schritt gehen ließen. Mehr noch, er stellte fest, daß er fast in jeder Stellung schlafen konnte, wenn er nur müde genug war. An einem Nachmittag, als sie sich von dem Gewaltritt erholten, den Wolf veranlaßt hatte, hörte er, wie Silk sich mit dem alten Mann und Tante Pol unterhielt. Seine Neugier behielt schließlich die Oberhand über seine Erschöpfung. Er raffte sich auf, um zuzuhören.

»Sie ist eine Opportunistin«, meinte Wolf. »Sobald es irgendwo Aufruhr gibt, versucht sie, ihn zu ihrem Vorteil auszunutzen.«

»Das bedeutet, daß wir uns sowohl mit den Nyissanern als auch mit den Murgos herumplagen müssen.«

Garion öffnete die Augen. »Warum nennt man sie die Ewige Salmissra?« fragte er Tante Pol. »Ist sie sehr alt?«

»Nein«, antwortete Tante Pol. »Die Königinnen von Nyissa werden alle Salmissra genannt, das ist alles.«

»Kennst du die jetzige?«

»Das ist nicht nötig«, erklärte sie ihm. »Sie sind alle genau gleich. Sie sehen alle gleich aus und handeln gleich. Wenn du eine kennst, kennst du sie alle.«

»Sie wird von Y’diss schrecklich enttäuscht sein«, meinte Silk grinsend.

»Ich denke mir, daß Y’diss inzwischen einen stillen, schmerzlosen Ausweg gefunden hat«, sagte Wolf. »Salmissra neigt dazu, mit Zorn zu übertreiben.«

»Ist sie denn so grausam?« fragte Garion.

»Nicht gerade grausam«, erklärte Wolf. »Nyissaner bewundern Schlangen. Wenn du eine Schlange reizt, wird sie dich beißen. Sie ist eine einfache Kreatur, aber sehr logisch. Sobald sie dich gebissen hat, trägt sie dir nichts mehr nach.«

»Müssen wir über Schlangen sprechen?« fragte Silk gequält.

»Ich glaube, die Pferde sind jetzt ausgeruht«, sagte Hettar hinter ihnen. »Wir können weiter.«

Sie brachten die Pferde wieder in Galopp und preschten südwärts zum breiten Tal des Nedrane und nach Tol Honeth.

Die Sonne schien warm, und die Bäume am Straßenrand knospten schon in diesen ersten Frühlingstagen.

Die schimmernde Kaiserliche Stadt lag auf einer Insel mitten im Fluß, und alle Straßen führten dorthin. Sie war in der Ferne deutlich erkennbar, als sie über den letzten Hügelrücken kamen und in das fruchtbare Tal hinabsahen. Mit jeder Meile, die sie näher kamen, schien sie größer zu werden. Sie war ganz aus weißem Marmor erbaut und blendete das Auge in der Morgensonne. Die Mauern waren hoch und dick, und innerhalb der Stadt ragten Türme auf.

Eine Brücke schwang sich anmutig über den dahinplätschernden Nedrane zu dem bronzenen Nordtor, wo eine glitzernde Abteilung von Legionären ständig Wache hielt.

Silk zog seinen konservativen Umhang an, setzte die Kappe auf, reckte sich und gab seinem Gesicht den ernsthaften, geschäftsmäßigen Ausdruck, der eine innerliche Verwandlung andeutete, die ihn fast selbst glauben ließ, daß er der drasnische Kaufmann war, in dessen Identität er schlüpfte.

»Euer Vorhaben in Tol Honeth?« fragte einer der Legionäre.

»Ich bin Radek von Boktor«, sagte Silk in der zerstreuten Art eines Mannes, der sich innerlich mit Geschäften befaßte. »Ich habe sendarische Wolle bester Qualität.«

»Dann willst du wahrscheinlich mit dem Inspektor des Zentralmarktes sprechen«, schlug der Legionär vor.



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