ZEITBEBEN by H. G. Ewers
Autor:H. G. Ewers [Ewers, H. G. ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Die Endlose Armada, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 1984-02-27T01:00:00+00:00
5.
Aus der Hochatmosphäre drangen das Heulen vieler Raumjäger und die Blitze zahlreicher Explosionen, als Danton und Demeter unmittelbar vor dem Tor des Zeitturms landeten. In einigen Kilometern Entfernung bewegten sich schemenhaft gepanzerte Fahrzeuge und schossen aufeinander. Dort rumorte, blitzte und krachte es fast ununterbrochen.
Der Terraner und die Wyngerin schalteten die Schutzschirme ab, ließen ihre Druckhelme aber geschlossen, als sie durch das Tor traten. Das fahlgrüne Leuchten wurde von den blanken Stellen ihrer SERUNS reflektiert.
Roi und Demeter hüteten sich davor, über die schmale Rampe hinauszugehen, die in Bodenhöhe kreisförmig um die Innenwand des Turmes führte. Hinter ihr gähnte ein dunkler Schacht, der scheinbar in die Unendlichkeit führte. Es handelte sich um die sogenannte Zeitsohle, eine vierdimensionale datensammelnde Sonde, deren Nullsohle bis „unter" den Moment des Urknalls reichte.
Die Frau und der Mann schenkten der Zeitsohle nur einen flüchtigen Blick. Von oberhalb war ohnehin nichts als Schwärze zu erkennen. Sie blickten statt dessen an der spiralförmigen Fortsetzung ihrer Rampe hinauf. Diese Galerie reichte bis zur Decke.
Irgendwo auf ihr mußte sich Stein Nachtlicht befinden. Doch die in allen Farben leuchtenden Kristallgebilde, die aus dem Boden und den Wänden ragten und sich entlang der Längsachse des Turmes vielfältig ineinander schlangen, behinderten die Sicht fast völlig.
Immer wieder sprangen knatternd und knisternd Funken zwischen den Kristallgebilden über. Das wirkte jedoch bei weitem nicht so furchteinflößend wie das fahlgrüne Licht, das in wechselnden Intervallen scheinbar aus dem Nichts heraus im Turm aufleuchtete und wieder verblaßte. In jedem Maximum der Leuchterscheinungen trat ein Summen auf, das die Ohren betäubte und bohrende Kopfschmerzen hervorrief.
Als die nächste Leuchterscheinung abklang, holte Danton tief Luft und rief über die Außenlautsprecher nach Stein Nachtlicht.
Es blieb ruhig - bis die nächste Leuchterscheinung aufgebrandet und wieder abgeklungen war.
Plötzlich flüsterten alle Kristallgebilde: „Wer ist da?"
Demeter klammerte sich erschrocken an ihren Mann, aber Roi war eher erleichtert.
„Roi Danton und Demeter", antwortete er. „Wir möchten mit dir sprechen, Stein Nachtlicht."
„Ich habe zu tun", flüsterten die Kristallgebilde.
„Kannst du die Lage normalisieren?" rief Demeter.
Abermals kam und ging eine Leuchterscheinung.
„Es scheint aussichtslos zu sein", flüsterten die Kristallgebilde.
„Dann macht es nichts, wenn du deine Arbeit unterbrichst", sagte Demeter. „Wir müssen beraten."
Ein Seufzer wehte durch den Turm, dann flüsterte er: „Ich komme."
Roi und Demeter drosselten die Außenmikrophone ihrer SERUNS, um von dem Summen nicht völlig taub zu werden. Nach etwa anderthalb Minuten tauchte im unteren Drittel der Galerie ein grünschillerndes Etwas auf, das nach einer weiteren Zeitspanne als das Staubgewand des Ordensmanns zu erkennen war.
Stein Nachtlicht bewegte sich bedächtig weiter abwärts. Auf Bodenniveau angekommen, wandte er den Besuchern sein „Gesicht" zu: die vertraute Schwärze in der Kapuzenöffnung mit den ebenso vertrauten weißen Funken darin.
Der Ordensmann hob die Arme bis auf Schulterhöhe und ähnelte in dieser Pose entfernt einer riesigen grünen Eule.
„Mein Zeitturm arbeitet weiter als Lenkimpulsverstärker, aber ich habe keinerlei Einfluß mehr auf seine Funktionen", berichtete er mit monotoner Flüsterstimme. „Es scheint fast, als würde diese eine Funktion von den virotronischen Computerschaltkreisen angeregt.
Das beschämt mich, denn wenn es so ist, sind die menschlichen Komponenten das einzige im gesamten Virenimperium, das noch zuverlässig arbeitet."
Roi Danton
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