Z Revolution 01: Sie erwachen!: Zombie-Thriller (German Edition) by Martin Randall

Autor:Martin Randall [Randall, Martin]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: HJB Verlag
veröffentlicht: 2015-07-25T22:00:00+00:00

*

Marcel fühlte sich gut.

Heute Morgen hätte er das noch nicht geglaubt, besonders nach den letzten Ereignissen. Aber er lebte noch. Nun fuhr er in einem Auto und konnte seine müden Beine ausruhen.

Und er saß auf dem Beifahrersitz neben einem Mädchen. Einem sehr schönen Mädchen.

Miriam war nicht annähernd so wie die Mädels, die er aus Offenbach kannte. Nicht so scharfzüngig und aufgekratzt. Als sie vorhin fast über den Baumstamm gestolpert wäre, hätte er sie am liebsten nur noch auf Händen getragen.

Verstohlen betrachtete Marcel sie aus dem Augenwinkel heraus, ließ den Blick über ihre flammenroten, schulterlangen Naturlocken, ihre zierliche Stupsnase und die Sommersprossen auf ihren Handgelenken schweifen. Das Lenkrad des Opels wirkte in ihren Händen geradezu obszön groß. Vorhin in seinen Armen hatte sie wunderbar nach Zimt geduftet und dieser Geruch hatte im Auto auch nicht nachgelassen. Er musste alles an Selbstkontrolle aufbieten, was er hatte, um sie nicht einfach anzustarren. Nach dem Missverständnis von vorhin wollte er keinen weiteren falschen Eindruck machen. Er hatte keine Augen mehr für die Landschaft. Nur noch für sie.

Marcel war keine Jungfrau mehr und lehnte auch keine Angebote in der Hinsicht ab. Doch das blieb bestenfalls ein oberflächlicher Kontakt. Ein kurzes Lächeln in der Kneipe, ein maschinenhaft stampfendes Zusammentreffen in der Unisextoilette oder draußen auf dem Spielplatz, und dann war es das auch schon gewesen. Aber immer mit Gummi.

Miriam … Miriam hatte es ihm angetan. Vor allem hörte sie ihm zu.

Irgendetwas riss ihn aus seinen Gedanken und er beendete seine Erzählung: »Und dann hatte ich die Idee gehabt, den Baumstamm auf die Straße zu legen.«

»Oh mein Gott«, sagte sie und schluckte. »Das … ich wüsste nicht, wie ich das überlebt hätte.«

Marcel öffnete den Mund, versuchte etwas zu sagen, und schloss ihn wieder. Verdammt! Was mache ich da jetzt? Soll ich ihr beipflichten oder die ganze Sache runterspielen? Er entschied sich für die Wahrheit. »War auch stellenweise ganz schön knapp. Ohne meinen Abi, also Deniz, da wäre ich wohl draufgegangen. Mehrmals.«

Miriam lächelte und nickte.

Marcel hoffte, dass das nicht spöttisch gemeint war. Er überlegte fieberhaft, was er jetzt machen sollte und verfluchte gleichzeitig Deniz dafür, dass der gerade auf dem Rücksitz döste. »Also«, sagte er gedehnt, »was machst du sonst so, wenn du nicht gerade von Zombies verfolgt wirst?«

»Ich studiere Kunstgeschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität. In Bonn.«

»Aha.« Marcel nickte. »Kunstgeschichte. Klingt interessant. Was macht man damit?«

»Man untersucht die historische Entwicklung der bildenden Künste. Es geht dabei weniger um Bestandssicherung, Datierung und Zuordnung einzelner Kunstwerke, sondern das Verständnis von Funktionen, Strukturen und soziologischer Bedeutung von Kunstwerken und Kunst im Allgemeinen. Das hängt dann viel mit anderen geisteswissenschaftlichen Disziplinen zusammen. Aber vieles davon ist ohnehin allegorisch zu sehen.«

Marcel stand der Mund offen. Mit einem solchen Wortschwall hatte er nicht gerechnet. So was kannte er sonst nur von seinem Bewährungshelfer. Er hob die Hände. »Hey, ich bin der Letzte, der dir da was ankreiden wird.«

Miriam hob anmutig eine Augenbraue. »Du hast keine Ahnung, was ich da gerade gesagt habe, oder?«

Da soll mich doch die Waldfee an der Kimme lecken, dachte Marcel. Sie ist schön und schlau.

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