Wuensch dir was by Adena Halpern Ursula C Sturm

Wuensch dir was by Adena Halpern Ursula C Sturm

Autor:Adena Halpern Ursula C Sturm
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: PeP eBooks
veröffentlicht: 2010-04-04T00:00:00+00:00


Vorglühen

Jeder Mensch gelangt früher oder später an einen Punkt, an dem er begreift, dass er alt ist. Ich meine damit nicht den Tag, an dem man sein erstes graues Haar oder die ersten Krähenfüße an sich entdeckt. Ich spreche von dem Tag, an dem einem klar wird, dass man aus der Fähigkeit, sich an Neues zu gewöhnen, herausgewachsen ist.

Das kann ziemlich plötzlich gehen. Nehmen wir zum Beispiel die Musik: Man hört wie immer die aktuellen Hits im Radio, und alles ist wunderbar, doch ehe man sich’s versieht, kann man auf einmal nichts mehr damit anfangen. Die Musik ist zu laut, der Takt verwirrend, und man ertappt sich dabei, wie man zu seinen Mitmenschen sagt: »Und dieses Gejaule schimpft sich Gesang?« Also sucht man sich einen Sender, der die Musik spielt, die man kennt. Im Nu ist man nicht mehr auf dem Laufenden, was die aktuellen Musiktrends angeht, und schon bald reden die eigenen Kinder über Bands, von denen man selbst noch nie gehört hat, Sänger, von denen man gar nicht wusste, dass es sie gibt! Sie hätten mal Lucys Gesichtsausdruck sehen sollen, als ich ihr berichtete, ich hätte einen Sänger namens Bono im Fernsehen gesehen. Davor war mir U2 überhaupt kein Begriff gewesen.

»U2 ist total old school«, sagte sie.

»Was?«, fragte ich.

»U2 gibt es schon ewig.«

Die Musik ist nur ein Beispiel von vielen. Und wie die jungen Leute heutzutage reden! Ich hatte den Ausdruck »old school« nie zuvor gehört. Was ist überhaupt damit gemeint? Bezieht er sich auf etwas, das aus einer Zeit stammt, als der Sprecher noch zur Schule ging, oder geht es eher um die abstrakte Bedeutung des Wortes »Schule«, quasi im Sinne von Lehrmeinung? Ich habe keine Ahnung. Aber genau das wollte ich damit sagen. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill?

Man wacht eines Tages auf und stellt fest, dass man seit fünfzehn Jahren dieselbe Frisur hat, und zwar nicht etwa aus einer bewussten Entscheidung heraus, sondern weil sie gut aussieht und zu einem passt, also bleibt man dabei, statt gelegentlich etwas Neues auszuprobieren. Ich erlitt beinahe einen Herzinfarkt, als es meinen Lieblingslippenstift von Lancôme auf einmal nicht mehr gab. Ich telefonierte drei Stunden mit insgesamt vier verschiedenen Mitarbeitern, um herauszufinden, weshalb die Produktion eingestellt worden war, bis mir der letzte schließlich eröffnete: »Heutzutage trägt einfach niemand mehr diese Farbe, Ma’am.«

»Ich trage sie«, wandte ich ein.

Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen.

Doch das war nicht der Augenblick, in dem mir klar wurde, dass ich hochoffiziell alt war. Die Sache mit dem Lippenstift passierte erst viel später und dient nur der Illustration.

Diverse Meilensteine im Leben unserer Kinder geben einem normalerweise ja auch das Gefühl, älter zu werden. Nicht jedoch in meinem Fall. Unter den Müttern von Barbaras und Dannys Mitschülern war ich stets die Jüngste. Ich war auch stets die Hübscheste, zumindest fand ich das. Wenn mich Howard auf eines seiner Klassentreffen mitnahm, war ich immer die jüngste Ehefrau, und Danny war in unserem Bekanntenkreis der jüngste Sprössling. Beim vierzigsten und letzten Klassentreffen, zu dem ich Howard begleitete, tauchte dann sein



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