Wolfsjahre by Günther Bentele

Wolfsjahre by Günther Bentele

Autor:Günther Bentele [Bentele, Günther]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-07-28T04:00:00+00:00


»Wir müssen die Kinder retten, wenigstens die, die noch leben«, sagte der Rottmeister in der zweiten Woche nach dem Brand zu Friedrich. »Und ich kann das nur mit euch Rossjungen!«

»Mit uns?«

»Ein Kloster in der Gegend von Eilsleben will den Kindern Nahrungsmittel geben. Die Mönche brauchen aber Träger, die zuverlässig sind und die Dinge den Kindern nicht wegnehmen. Euch kann ich vertrauen. Ich habe einige Soldaten, auf die kann ich mich auch verlassen, aber nicht genügend Träger, weil die paar Reiter, die wir mitnehmen können, unseren Zug schützen müssen.«

»Schützen, vor wem?«, fragte Friedrich.

»Vor Marodeuren und den Soldaten«, sagte Christel. Der Rottmeister nickte: »Du glaubst nicht, was es für Soldaten gibt, die selbst den Kindern das letzte Stück Brot aus der Hand reißen: Der Proviant im Heer wird von Tag zu Tag knapper, die Rationen werden immer kleiner. Zu alledem hat es vorgestern in den Proviantzelten gebrannt. Ganze Fuhren von Nahrungsmitteln wurden vernichtet. – Bald wird es Seuchen geben«, fuhr der Rottmeister fort. »Ich will helfen. Ich will etwas tun. Ich glaube, man darf nicht einfach zerstören. Wenn man kämpft, muss man für etwas kämpfen.«

Friedrich erkannte ihn nicht wieder.

»Welcher Kampf zerstört nicht? Menschen, Gebäude, ganze Länder!« Christel schüttelte den Kopf.

Der Rottmeister nickte: »Das ist schlimm und ich hatte es noch nie so gesehen, obwohl ich es oft hätte sehen müssen. Erst in Magdeburg, da habe ich gesehen, wie Frauen und Kinder –« Er konnte nicht mehr weiterreden. Dann nach einer langen Pause: »Ich bin Soldat, ich kann nichts anderes mehr sein, aber wenigstens soll ein Sinn in dem sein, was ich tue – ein Sinn! Und wenn es nur ein einziges Mal ist!« Er flüsterte fast und schaute auf den Boden.

»Wir sollen also Proviant für die Kinder holen, und die Soldaten sollen uns dabei schützen?«, fragte Friedrich. Christel war sehr nachdenklich.

»So ist es. Aber alles muss leise geschehen, deshalb können wir keine Pferde nehmen, man hört sie zu weit in der Nacht. Wenn wir Pferde wenigstens zum Tragen oder Ziehen hätten, wäre alles viel einfacher. Aber dazu brauchen wir euch. Und es ist ziemlich weit und sehr gefährlich.«

Am Abend machte sich der kleine Trupp auf den Weg.



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