Wodka und Brot (German Edition) by Magén Mira

Wodka und Brot (German Edition) by Magén Mira

Autor:Magén, Mira [Magén, Mira]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Herausgeber: dtv
veröffentlicht: 2012-09-30T22:00:00+00:00


8

Vier Tage schlief ich auf dem Laken, auf dem Amos geschlafen hatte, ohne es zu wechseln. Nach vier Tagen, am Vorabend des Neujahrsfestes, packte ich einen kleinen Koffer für Nadav und mich, und wir fuhren zu Jonathan und Tamar, um die Feiertage bei ihnen zu verbringen und um mit Gott zu hadern, der über uns ist. Die Hoffnungen und der Jubel waren stark und glatt aus der Kehle des Schofars, aber sie ließen mein Herz nicht erzittern, denn mein Herz war woanders. Gott möge mir verzeihen, dass ich auf dem Höhepunkt des Neujahrsfestes nicht an seine Größe und meine Nichtigkeit dachte, und dass ich, statt aufgewühlt vom Schofar zum Himmel zu schauen, meine Fingernägel betrachtete und an Gideon und an das dachte, was uns geschah. Tamar nahm an, ich wäre tief bewegt, weil an diesem Tag die Welt geboren wurde und uns vor Gericht stellte. Sie vergoss eine Träne vor lauter Freude und fürchtete um ihre Schwangerschaft und liebte Gott ihretwegen.

Vor dem Fest hatte ich zu Gideon gesagt, komm, bitten wir die Ärzte der Neurologie, dass sie dir für das Fest freigeben, aber er atmete tief und blies die Luft aus wie eine Last, die er loswerden musste, und sagte: »Lass mich, wozu sollte ich weggehen und wiederkommen und das alles, ich ziehe es vor, diesen ganzen Krankenhausaufenthalt an einem Stück hinter mich zu bringen.«

»Und wenn es vorbei ist, kommst du dann nach Hause?«

»Erst sollten wir damit fertig sein. Eins nach dem anderen.«

Er zog die Decke bis zum Hals und sagte, er sei todmüde, vielleicht fehle ihm ja irgendeine Substanz im Körper, und es sei gut, dass sie an den Festtagen keine Untersuchungen machten, die Abteilung wäre bestimmt halb leer und es wäre still, er könne zwei Tage lang schlafen, und wenn er aufwache, sei er wie neu. Ich brachte ihm ein Glas Honig, einen Apfel und Kuchen, ein Messer und einen Teller von unserem festlichen Service und eine kleine Flasche Wein. Er bedankte sich, obwohl er nicht nachschaute, was ich gebracht hatte, seine Augen waren geschlossen, und als er sie öffnete, blickte er hinauf zur Decke.

Ich legte eine Hand unter dem Laken auf seine Brust. »Was ist mit dir los, Gideon?« Er zog das Zwerchfell ein.

»Woher soll ich das wissen? Ich bin müde, das Medikament … keine Ahnung …«

Ich konnte sehen, wie mein Mann sich entfernte, ich berührte seine Brust, und er zog das Zwerchfell ein und verkroch sich in sich selbst, und wenn ich ihn frage, wird er sagen, ich bin müde, wenn ich ihn berühre, wird er vor mir zurückweichen.

»Morgen ist Neujahr, wir fangen an, die Zeit neu zu zählen.« Ich strich mit der Hand über seine Stirn.

»Morgen ist Neujahr?«, fragte er gleichgültig und schaute mit erloschenen Augen zum Fenster, als sei ihm alles egal, drinnen, draußen, Licht, Dunkelheit, einfach alles. Im Fenster war der Ende-Elul-Himmel zu sehen, niedrig und staubbedeckt.

»Wir sind Partner in allem, Gideon, was ist passiert, dass …« Ich hielt inne. Es war sinnlos, weiterzusprechen. Ich musste warten, bis sich der Staub gesenkt hatte



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