Wisch und weg by Dorothy Cannell

Wisch und weg by Dorothy Cannell

Autor:Dorothy Cannell
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2014-02-28T23:00:00+00:00


14

Beim Anblick des Ziehbrunnens neben dem Cottage verstärkte sich mein Verdacht, dass wir uns in einem gruseligen Märchenwald befanden, und ich wollte mir bereits Vincents schreckliches Ende ausmalen. Dazu kam es aber nicht, denn bereits beim ersten Bild begann mein Hirn zu streiken. Meine Begleiterin war jedoch weniger zimperlich.

Mrs Malloy lief auf den Brunnen zu, beugte sich über den Rand, richtete sich auf und schüttelte mehrmals den Kopf. Ich erwartete, dass sich ihr Hut plötzlich zu den Klängen von Leierkastenmusik im Kreis drehen würde. Zögernd begab ich mich zu ihr. »Falls er tatsächlich aus Versehen in die Tiefe gestürzt ist«, erklärte sie, »muss er sich auf den hölzernen Rand gekniet haben, um nachzuschauen, ob sein Hund da unten liegt. Anders ergibt das keinen Sinn. Wenn er vor dem Brunnen gestanden und ihn jemand gestoßen hätte, wäre er bestenfalls gegen den Brunnenrand gefallen, aber nicht hinein. Der Brunnen ist zwar nicht klein, aber ein Swimmingpool ist er auch nicht. Damit will ich sagen, dass, wenn es ein Mord war, jemand mit dem armen Schlucker gerungen haben muss, jemand, der ihn dann über Bord geschafft hat.«

Ich wandte mich zu dem Cottage um. »Oder aber jemand hat so getan, als wollte er ihm bei der Suche helfen. Jemand, der Vincent ermuntert hat, sich auf den Rand zu knien und in die Tiefe zu spähen, um ihm dann einen Stoß zu versetzen.«

»Sie nehmen mir das Wort aus dem Mund.«

»Die Frage ist nur, ob der Hund zufällig ins Freie gelaufen ist oder ob man ihn als Teil des Plans nach draußen gelockt hat.«

»Genau meine Rede.«

»Hat der Mörder den Hund vielleicht irgendwo angebunden, so dass man ihn zwar wie verrückt bellen hörte, ihn aber nirgendwo entdecken konnte? Und zwar hier in der Nähe, so dass Vincent Krumley sich zwangsläufig dem Brunnen genähert hat?«

»Sag ich doch!« Hocherhobenen Hauptes folgte Mrs M. dem schmalen Pfad, der an kleinen Rasenflächen entlang zum Eingang des Cottage führte. Das Cottage selbst war entzückend, ein mit Reet gedecktes Häuschen mit Mauern aus Feldstein und unterteilten Fensterchen. Mrs Malloy konnte jedoch nicht umhin, die Vision eines finsteren Sensenmannes heraufzubeschwören. »Der arme alte Mr Vincent wurde wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt«, bemerkte sie.

Und bestimmt hätte sie ihre Eindrücke gern noch ein wenig ausgeschmückt. Doch noch ehe ich den Türklopfer bedienen konnte, öffnete sich die Tür, und wir sahen uns einer hoch gewachsenen, schlanken Frau gegenüber, das dichte kupferrote Haar in Zöpfen um den Kopf geflochten. Ich kam zu dem Schluss, dass sie Mitte bis Ende dreißig war und wir es insofern kaum mit Mrs Hasty zu tun haben konnten, es sei denn, sie hatte sich als Testperson für Verjüngungspillen zur Verfügung gestellt. Ihren Zügen ließ sich unschwer entnehmen, dass sie uns für Zeugen Jehovas oder Hausierer hielt. Selbst als ich uns vorgestellt und erklärt hatte, aus welchem Grund wir Mrs Hasty besuchen wollten, blieb sie skeptisch und musterte uns eingehend. Dann erst trat sie einen Schritt zurück und gestattete uns, die winzige Diele zu betreten.

»Wann, sagten Sie, haben Sie zuletzt mit Lady Krumley



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