Wir brauchen neue Namen - Roman by NoViolet Bulawayo

Wir brauchen neue Namen - Roman by NoViolet Bulawayo

Autor:NoViolet Bulawayo [Bulawayo, NoViolet]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
veröffentlicht: 2014-12-01T23:00:00+00:00


Sobashiy’ abafowethu

Savuka sawela kwamany’ amazwe

Laph’ okungazi khon’ ubaba lomama

S’landel’ inkululeko –

Wenn der Schnee endlich weg ist, kann ich rausgehen und mir mal dieses Detroit angucken, das Gras, die Blumen, die Blätter, die Vögel und den Müll. Vielleicht seh ich endlich Sachen, die ich kenne, und vielleicht sieht es hier doch normal aus. Ich werde rausgehen und die Luft riechen, vielleicht ein paar Grashüpfer fangen und rausfinden, was für fremde Früchte an diesen großen Bäumen wachsen. Ich werde das Landspiel auf den Boden malen oder sogar Arra, das Bornfree uns beigebracht hat. Er hat erzählt, dass sie es als Jungen gespielt haben, als das Land noch ein Land war.

Stina hat gesagt, ein Land ist eine Coca-Cola-Flasche, die auf dem Boden zerbrechen und einen enttäuschen kann. Wenn die Flasche zerbricht, kann man sie nicht mehr zusammensetzen. Als wir mal im Busch hockten, nachdem wir Guaven gegessen hatten, hat Mukoma Charlie uns entdeckt und gesagt, Ihr seid die bedauernswertesten Kinder, die diese zerbrochene Flasche je gesehen hat. Als es noch ein Land war, seid ihr alle zur Schule gegangen und habt richtig gelernt, um später mal wer zu sein, aber jetzt hockt ihr hier im Busch, und die Guaven reißen euch den Hintern auf.

Stina hat außerdem gesagt, dass sein Land zu verlassen so ist wie Sterben und dass man bei der Rückkehr zu einem verlorenen Geist wird, der auf die Erde kommt und rumirrt mit einem verschwundenen Blick in den Augen. So will ich nicht sein, wenn ich in mein Land zurückgehe, aber ich weiß ja gar nicht, ob Paradise noch da ist, wenn ich zurückkomme. Ist Mother of Bones noch da, wenn ich zurückkomme? Sind Bastard und Godknows und Sbho und Stina und Chipo und alle meine Freunde da, wenn ich zurückkomme? Sind die Guavenbäume noch da, wenn ich zurückkomme? Ist Paradise, ist alles noch so, wenn ich zurückkomme?

Die einzigsten Male, wo es hier fast interessant ist, sind die Besuche von Onkel Themba und Onkel Charley und Tante Welcome und Tante Chenai und den andern. Ich nenne sie Onkel und Tanten, aber wir sind nicht blutsverwandt wie Tante Fostalina und ich; zu Hause kannte ich sie nicht, und Onkel Charley ist zum Beispiel weiß. Ich glaub, sie sind deswegen meine Verwandten, weil sie auch aus meinem Land kommen – als wenn das Land eine echte Familie geworden ist, seit wir in Amerika wohnen, das nicht unser Land ist.

Wenn sie kommen, geht Onkel Kojo die meiste Zeit aus dem Haus, weil alle unsere echte Sprache sprechen, lachen und laut über zu Hause reden, wie es war, als sie aufgewachsen sind, bevor alles schlecht wurde und dann fürchterlich. Sie vergessen immer, dass Onkel Kojo sie nicht versteht, und er sitzt da und sieht verloren aus in seinem eigenen Haus, wie einer, der gerade illegal in ein fremdes Land eingewandert ist.

Die Onkel und Tanten bringen Ziegeninnereien mit und kochen Ezangaphakathi und Sadza und Mbhida, und manchmal bringen sie Amacimbi mit, mein absolutes Leibgericht, und Umfushwa und andere Speisen von zu Hause, und alle fallen über das Essen her, als hätten sie in ihrem ganzen Leben noch nichts gegessen.



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