Wintersonne by Pilcher Rosamunde

Autor:Pilcher, Rosamunde [Pilcher, Rosamunde]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783644215115
veröffentlicht: 2015-02-17T16:00:00+00:00

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Montag, 18. Dezember

Elfrida

E

lfrida fiel ein Stein vom Herzen, als sie die Haustür gehen und Lucy im Flur rufen hörte. Es war noch nicht Mittag, aber draußen herrschte Dämmerstimmung, als wäre bereits Abend, und die ganze Welt war hinter einer weißen Flockenwand verschwunden. Seit es angefangen hatte zu schneien, hatte Elfrida sich ernsthaft um Lucy gesorgt, sich alle möglichen Schreckensvisionen ausgemalt und sich bittere Vorwürfe gemacht, dass sie das Kind ganz allein hatte losgehen lassen. Oscar, der mit seiner Zeitung oben vorm Feuer saß, hatte sie zu beruhigen versucht und Elfrida jedes Mal, wenn sie in ihrer Besorgnis ans Fenster gestürzt war, versichert, dass Lucy ein vernünftiges Mädchen sei, obendrein einen Hund bei sich habe und schließlich nicht für den Rest ihres Lebens in Watte verpackt werden könne.

Was Elfrida wenigstens so weit beruhigte, dass sie in ihre Küche zurückging, um Kartoffeln für den Lunch zu schälen, aber gleichzeitig auf die Haustür lauschte wie ein Luchs. Als sie hörte, wie Lucy im Flur ihren Namen rief, ließ sie alles stehen und liegen, wischte sich die Hände an der Schürze ab und lief ihr entgegen. Und da standen die beiden wie die Schneemänner auf der Fußmatte und hatten eine schreckliche Geschichte zu erzählen.

Während Lucy sich in der warmen Küche die feuchten Sachen auszog, sprudelte es aus ihr hervor: «… so ein grässlicher Hund, ein riesiger Rottweiler … und nicht an der Leine … er hat sich auf Horaz gestürzt und sich richtig in ihn verbissen … in dem Augenblick kam ein Traktor … Rory Kennedy … der war vielleicht mutig … der hat es der Frau aber gezeigt … sie haben sich gegenseitig lauthals angeschrien … und dann ist sie davongerauscht … Rory Kennedy hat uns in seinem Traktor zum Golfplatz zurückgebracht, und dann fing es an zu schneien. Ach, Elfrida, es tut mir ja so leid, aber ich konnte wirklich nichts machen. Und der arme Horaz ist fürchterlich zugerichtet. Rory hat gesagt, wir sollen ihn in Desinfektionsmittel baden und vielleicht sogar mit ihm zum Tierarzt gehen. Haben wir Desinfektionsmittel im Haus? Sonst geh ich zur Drogerie und hole welches … Ich hatte solche Angst … Ich dachte, Horaz würde es nicht überleben …»

Der Zwischenfall hatte sie offensichtlich tief verstört, doch war ihr gleichzeitig eine gewisse Erregung darüber anzumerken, dass sie das Abenteuer heil überstanden und Horaz lebendig wieder mit nach Hause gebracht hatte. Ihre Wangen glühten, ihre Augen leuchteten, und Elfrida hatte sie noch nie so munter und lebhaft gesehen. Sie war ein liebes Kind, keine Frage, aber viel zu sittsam und brav, und solche Sittsamkeit passte nun mal nicht zu einer Vierzehnjährigen. Die Verwandlung, die sie durchgemacht hatte, war so viel versprechend, dass Elfrida alle Angst vergaß, denn damit, dass sie Lucy allein losgeschickt hatte, hatte sie unwissentlich genau das Richtige getan.

Was Horaz betraf, so saß er wie ein Häufchen Elend auf dem Fußboden und bemitleidete sich selbst.

«Was ist denn passiert, Horaz?» Elfrida sprach fürsorglich auf ihn ein. «Hat dich ein blutrünstiger Hund überfallen?»

«Er hat gebellt», musste Lucy gestehen «Aber nur ganz kurz.

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