Winterfunkeln. Roman by Mary Kay Andrews

Winterfunkeln. Roman by Mary Kay Andrews

Autor:Mary Kay Andrews [Andrews, Mary Kay]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104030272
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 2014-09-08T00:00:00+00:00


17

BEBE

Auf der Rückfahrt nach Tybee hatte ich genug Zeit, um über die Begegnung mit Richards Schwester nachzudenken. Ich hatte sie fast sechs Jahre nicht gesehen, und ganz offensichtlich war sie mir immer noch nicht zugeneigt, doch dieses Mal war ihr Benehmen anders gewesen als sonst. In der Vergangenheit hatte sie mich ignoriert, ganz so, wie kultivierte Südstaatenladys mit den kleinen Unannehmlichkeiten des Lebens umzugehen pflegten. Doch heute war sie feindselig, geradezu unhöflich gewesen. Und ich war überzeugt, dass es nicht nur daran lag, dass ich ihren Schleimscheißer von einem Bruder im Stich gelassen hatte. Da steckte noch mehr hinter. Ich war sicher, dass sie aus ganz altmodischer Angst heraus gehandelt hatte. Aber wovor hatte sie Angst? Vor mir?

In Oak Point verbarg man eindeutig irgendein Geheimnis. Eines, das einer genaueren Untersuchung bedurfte, und zwar bald. Ich war entschlossen, ein paar Antworten aus Cindy herauszubekommen – oder vielleicht aus der lieben alten Tante Opal.

Als ich vor dem Breeze Inn anhielt, kletterten die Dachdecker gerade von ihren Leitern, und die Handwerker, die den Fußboden gemacht hatten, luden ihre Ausrüstung in den Van. Der Tag war also kein Totalausfall gewesen – trotz meiner Abwesenheit.

Miles, der Parkettleger, kam auf mich zu, als ich den Fuß der Verandatreppe des neuen Hauses erreichte. »Wir haben jetzt alle Fußböden gebeizt und die erste Schicht Versiegelung aufgetragen«, sagte er. »Nun laufen die Lüftungsgeräte auf Hochtouren, und wenn alles klappt wie geplant, können wir morgen schleifen und die zweite Schicht auftragen.«

»Das ist wunderbar«, sagte ich. »Wurde die Küchenspüle installiert, ehe Sie mit dem Boden angefangen haben?«

»Ja Ma’am, die Spüle ist drin, und ihr Klempner hat auch die Wasserleitungen in die Waschküche gelegt.«

»Na endlich«, sagte ich.

Er räumte sein restliches Werkzeug in den Van und setzte sich auf den Fahrersitz. »Äh, Ma’am?«

»Ja?« Ich versuchte, mir einen gequälten Gesichtsausdruck zu verkneifen, aber es war eine lange Fahrt von Oak Point gewesen, und ich musste ganz, ganz dringend auf Toilette.

»Da war ein schwarz-weiß gefleckter Hund drüben im Breeze Inn, als wir heute Morgen gekommen sind.«

»Ja, das ist der Hund meiner Freundin, Jethro.«

»Und Sie haben doch auch diesen kleinen weißen Hund?«

»Jeeves?«

»Ich kannte den Namen des Kleinen nicht«, sagte er entschuldigend. »Die Sache ist die, ich hörte Tumult, und als ich die Tür öffnete, um nachzusehen, rannte der große Hund prompt die Straße runter.« Er deutete Richtung Norden, die Hauptstraße der Insel, die Butler Avenue, entlang.

»Sind Sie ihm nachgelaufen?«

Er hob die Schultern. »Na ja, als ich bei meinem Truck war, ist er schon längst über alle Berge gewesen. Und mir fehlte schon ein Mann heute, so dass ich echt keine Zeit hatte. Tut mir leid.«

»Jethro ist VERSCHWUNDEN? Und er ist nicht zurückgekommen? Und da ist niemand auf die Idee gekommen, mich deswegen anzurufen?« Ich starrte ihn böse an. »Anscheinend nicht. Vielen Dank auch. Vermutlich darf ich mich jetzt darum kümmern, was?«

Er war zu verlegen, um etwas zu sagen, also startete er den Truck und fuhr davon. Ich raste ins Haus und ins Bad – nicht ohne Jeeves einen finsteren Blick zuzuwerfen, der sich davon jedoch absolut nicht beeindrucken ließ.



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