Winnetou 1 by Karl May

Winnetou 1 by Karl May

Autor:Karl May [May, Karl]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historical Fiction, Action & Adventure
Herausgeber: MobileRead
veröffentlicht: 2012-01-25T10:46:02+00:00


Fuenftes Kapitel: "Schoener Tag"

Als wir jetzt nach dem Pueblo zurückkehrten und bei demselben anlangten, sah ich erst, welch ein mächtiger, imposanter Steinbau dasselbe war. Man hält die amerikanischen Völkerschaften für bildungsunfähig; aber Menschen, welche solche Felsenmassen zu bewegen und zu einer solchen mit den damaligen Waffen uneinnehmbaren Festung aufeinander zu türmen verstanden hatten, konnten unmöglich nur auf der untersten, niedrigsten Kulturstufe gestanden haben. Und wenn man sagt, daß diese Nationen früher bestanden haben und daß die jetzigen Indianer keineswegs Abkömmlinge derselben seien, so will ich das weder zugeben noch bestreiten; aber wenn es wirklich so sein sollte, dann ist das noch kein Grund zu der Behauptung, daß die Indianer geistig nicht vorwärts kommen können. Natürlich, wenn man ihnen nicht die Zeit und den Raum dazu gönnt, so müssen sie verkommen und untergehen.

Wir stiegen mittels der vorhandenen Leitern bis zur dritten Plattform empor, hinter welcher die besten Räume des Pueblo lagen. Da wohnte Intschu tschuna mit seinen beiden Kindern, und da bekamen wir unsere Wohnung angewiesen.

Die meinige war groß. Sie hatte zwar auch keine Fensteröffnungen und erhielt ihr Licht nur durch die Tür, aber diese war so breit und hoch, daß es an der nötigen Helligkeit nicht mangelte. Der Raum war leer, doch Nscho-tschi möblierte ihn mir bald mit Fellen, Decken und Gerätschaften so gut aus, daß ich mich weit mehr als den Verhältnissen angemessen behaglich fühlen konnte. Hawkens, Stone und Parker bekamen zusammen ein ähnliches Gemach angewiesen.

Als mein "Gastzimmer" so weit eingerichtet war, daß ich es betreten konnte, brachte "Schöner Tag" mir eine prächtig geschnittene Friedenspfeife und Tabak dazu. Sie stopfte sie mir selbst und setzte den Tabak dann in Brand. Als ich die ersten Züge tat, sagte sie:

»Dieses Calumet sendet dir Intschu tschuna, mein Vater. Er selbst hat den Thon dazu aus den heiligen Steinbrüchen geholt, und ich habe den Kopf daraus geschnitten. Sie ist noch in keines Menschen Munde gewesen, und wir bitten dich, sie von uns als dein Eigentum anzunehmen und unser zu gedenken, wenn du daraus rauchest.«

»Eure Güte ist groß,« antwortete ich. »Sie beschämt mich fast, denn ich kann dieses Geschenk nicht erwidern.«

»Du hast uns bereits soviel gegeben, daß wir dir gar nicht dafür danken können, nämlich wiederholt das Leben Intschu tschunas und Winnetous, meines Bruders. Beide waren wiederholt in deine Hand gegeben, ohne daß du sie tötetest. Heut wieder konntest du Intschu tschuna das Leben nehmen, ohne daß du dafür bestraft worden wärest; du hast es aber nicht getan. Dafür sind dir unsere Herzen zugewendet, und du sollst unser Bruder sein, wenn du es unsern Kriegern erlaubst, dich als solchen zu betrachten.«

»Wenn das geschieht, so ist mein größter Wunsch erfüllt. Intschu tschuna ist ein sehr berühmter Häuptling und Krieger, und Winnetou habe ich gleich vom ersten Augenblicke an lieb gehabt. Es ist mir nicht nur eine große Ehre, sondern eine ebenso große Freude, der Bruder solcher Männer genannt zu werden. Ich wünsche nur, daß meine Gefährten auch daran teilnehmen dürfen.«

»Wenn sie wollen, wird man sie so betrachten, als ob sie als Apachen geboren worden seien.«

»Wir danken euch dafür.



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