Wilhelmstadt. Die Abenteuer der Johanne deJonker. Band 1 - Die Maschinen des Saladin Sansibar (German Edition) by Andreas Dresen

Wilhelmstadt. Die Abenteuer der Johanne deJonker. Band 1 - Die Maschinen des Saladin Sansibar (German Edition) by Andreas Dresen

Autor:Andreas Dresen [Dresen, Andreas]
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
Herausgeber: Acabus Verlag
veröffentlicht: 2014-06-30T22:00:00+00:00


Wilhelms Abenteuer

„Bist du sicher, dass du mitkommen willst, Johanne? Frauen sind dort nicht gern gesehen.“

„Ach. Du meinst wahrscheinlich, bekleidete Frauen sind dort nicht gern gesehen. Denn ganz ohne Frauen hätte ein solches Etablissement wohl keinen Sinn, oder?“

„Ja, Johanne, du hast recht. Doch es wird schon für mich schwierig genug werden, zu Jessamyn durchzukommen. Überlege es dir gut. Ich möchte dich nicht in Gefahr bringen.“

Johanne blickte aus dem Fenster der Kutsche. Miao hatte die mechanischen Rösser aus Wilhelmstadt über den Rhein und hinaus auf die Ebene gelenkt. Dort, in einem kleinen Dorf, nahe genug an der Metropole, um sie bequem innerhalb einer Stunde zu erreichen, aber weit genug entfernt, um keine ständige Aufmerksamkeit zu erregen, hing die Wilhelms Abenteuer unbeweglich in der Luft. Ursprünglich für den Einsatz in den Kolonien konzipiert, war das, was Johanne dort am Himmel sah, mehr als ein einfaches Luftschiff. Ursprünglich sollte es ein Prototyp einer Wolkenfestung werden. Erhaben und uneinnehmbar schwebte es über dem Dorf und den sanften Hügeln. Johanne konnte sich gut vorstellen, wie eine solche Festung auf feindliche Truppen wirken musste.

„Die Außenhaut ist mit einer dünnen Schicht überzogen, die gewöhnliche Geschosse, die von einem Flugzeug abgefeuert werden, im Normalfall ablenkt“, sagte Miao. „Der Auftriebskörper ist unterteilt in verschiedene parallel liegende, unabhängige Kammern, sodass ein Loch in der Hülle und ein Austreten des Gases nicht zu einem Totalverlust führen, sondern nur ein Absacken und einen geringen Höhenverlust zur Folge hat. Um die Wolkenfestung zum Absturz zu bringen, müssen erst alle Hüllen durchschossen werden. Dann aber können Hilfskörper gestartet werden, die wiederum einen Ausgleich schaffen.“

Johannes starrte die Wilhelms Abenteuer an. Unter den konischen, zigarrenförmigen Körpern, die parallel in der Luft lagen, hing ein verschachtelter Würfel. Kleine Auswüchse stülpten sich daraus hervor. Das gesamte Schiff, oder die Festung, wie Miao sie nannte, wirkte weniger wie ein massiver Körper und vielmehr wie eine Ansammlung vieler eigenständiger Elemente. Aus einzelnen Luken ragten Geschütze hervor.

„Ich sehe gar keine Maschinen und keine Antriebe“, sagte Johanne.

„Weil es eine Festung ist. Eine Burg fährt auch nicht, oder? Sie ist dafür konzipiert, ein festgelegtes Gebiet zu überwachen. Gut bewachte und geschützte Stahltrossen halten sie an Ort und Stelle. Mit ihren Geschützen haben sie den gesamten Bereich unter Kontrolle.“

„Und warum wird sie nicht eingesetzt?“

„Ich weiß es nicht. Vielleicht weil ihr Konstrukteur in Ungnade gefallen ist. Ich habe gehört, dass Oppenhoff ein günstigeres Angebot unterbreitet hat und er den Zuschlag erhalten hat. Die eingesetzten fliegenden Festungen sind bereits unterwegs in die Kolonien. Die Überführung dauert lange und es soll schon erste Probleme gegeben haben. Wenn du mich fragst, tut der Kaiser nicht gut daran, sich ausschließlich auf Oppenhoffs Produkte zu verlassen. Das kann uns irgendwann die Kolonien kosten.“

Johanne sprach nicht weiter. Die Geschichte erinnerte sie zu sehr an ihren Vater. Auch seine Ideen und Patente waren von Oppenhoff übernommen worden, nachdem Julius deJonker in Ungnade gefallen war. Ob Oppenhoff hinter dem ‚Unfall‘ ihres Vaters steckte? Möglich wäre es, zuzutrauen wäre es ihm ebenfalls. Aber Johanne hatte keinerlei Beweise. Das einzige, was sie wusste, war, dass die Juggernauth nicht untergegangen war, weil sie in der Dunkelheit auf einen Felsen aufgelaufen war.



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