Wildes Erwachen by Rainer Koenig & Birgit Koenig

Wildes Erwachen by Rainer Koenig & Birgit Koenig

Autor:Rainer Koenig & Birgit Koenig [Koenig, Rainer & Koenig, Birgit]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 386680962X
Herausgeber: Sutton Verlag
veröffentlicht: 2012-03-05T23:00:00+00:00


10

Eigentlich hatte Kral nicht vorgehabt, ein zweites Mal in den Ort zu fahren. Zu unwohl fühlte er sich in der Rolle eines Grundstückmaklers, der von seinem Geschäft kaum Ahnung hatte. Aber Schuster hatte ihn nach seiner telefonischen Berichterstattung überredet: »Wenn der dir einen Jeep anbietet, vielleicht sogar einen Pajero, dann könnten wir unter Umständen einen großen Schritt weiterkommen.«

Gegen elf erreichte er das Wirtshaus »Zur Grünen Au« in Kolkenreuth. Der Wirt, noch ganz alleine in der Gaststube, gab ein Brummen von sich, das wohl als Gruß zu deuten war, und griff zu einem Bierglas. Doch Kral, dem gerade ganz und gar nicht nach Alkohol war, bestellte einen Kaffee, was der Mann als kaum zumutbare Schikane aufzufassen schien, denn er verzog sich widerwillig und leise vor sich hin schimpfend in die Küche.

Es wurde halb zwölf, der Kaffee war längst ausgetrunken. Aber noch war Nürnberger nicht aufgetaucht. Kral wartete noch ein Weilchen und schaute dann so demonstrativ, dass der Wirt es bemerken musste, auf seine Armbanduhr. Seine vorwurfsvoll vorgetragene Feststellung: »Um elf wollte der hier sein!« wurde nur mit einem Schulterzucken kommentiert. Wie kann man nur so stur sein? Der könnte ja so etwas wie Verständnis für meine Verärgerung zeigen oder, noch besser, bei Nürnberger anrufen. Dann eben Klartext: »Könnten Sie bitte mal bei dem Mann anrufen und fragen, wo er bleibt.«

Wieder kam nur dieses Schulterzucken, diesmal aber in leicht heiterer Ausführung: »Probiern scho, obber obbs wos hilft, wass ich ned. Manchmol«, jetzt grinste er breit, was durchaus als Schadenfreude ausgelegt werden konnte, »gibd’s halt ka Verbindung.« Das Rätsel löste er, indem er mit dem Aneinanderreiben von Daumen und Zeigefinger Geldmangel andeutete. Aber dann bequemte er sich doch in die Küche, um den Anruf zu tätigen. Zufrieden, dass sich seine Vermutung als zutreffend erwiesen hatte, kam er zurück. »Koin Anschluss under tieser Nummer!«, ahmte der Franke in seinem besten Hochdeutsch die automatische Ansage nach.

Was tun? Auf den Hof fahren, um ein erneutes Zusammentreffen mit der alten Giftspritze zu provozieren? Vielleicht in die Nähe des Hofes fahren und hoffen, dass ihm das Bäuerchen über den Weg lief? Der zweite Gedanke gefiel ihm wesentlich besser.

Nachdem er bezahlt hatte, wandte er sich noch einmal mit einer Bitte an den Wirt: »Können Sie mir vielleicht sagen, ob hier im Ort jemand einen Jeep, also so einen Geländewagen besitzt?«

Ihn traf ein misstrauischer Blick: »Worum wolln etzd Sie des wissen, des werd mer scho amol froung derf’n.«

»Also der Herr Nürnberger hat mir gesagt, es gebe da im Ort so einen Wagen, den er mir vermitteln könne. Ich suche nämlich für einen Freund einen Jeep, am besten einen Pajero.«

Der Wirt, immer noch der Meinung, sein Gast sei ungebührlich neugierig, blieb ziemlich vage: »Doo gibd’s an ganz’n Hauf’n, obber vo an Badschero hob iich nuch nix k’eert.«

Kral hielt nichts länger in dem Wirtshaus. Er verließ die Gaststube durch die Tür, die den Weg zu den Toiletten wies und landete auf einem gepflasterten Hof. Eine quer zum Wohnhaus stehende Scheune und eine leere Mistgrube zeigten, dass hier auch einmal eine Landwirtschaft betrieben worden war.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.