Wilde Flammen by Nora Roberts

Wilde Flammen by Nora Roberts

Autor:Nora Roberts [Roberts, Nora]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
ISBN: 9783641120924
Google: V2qXAgAAQBAJ
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2014-02-26T23:00:00+00:00


7. KAPITEL

Die Abendvorstellung war ausverkauft. Bei den Artisten, die sich hinter dem Vorhang für die Eröffnungsnummer aufgestellt hatten, breitete sich Lampenfieber aus. Dann war es so weit: Mit einem fröhlichen Marsch begleitete die Zirkusband den Einzug der Truppe in die Manege.

Jo hatte für die Parade die Rolle einer Schäferin übernommen. Sie trug einen weiten Krinolinenrock und führte ein Lämmchen an der Leine.

Weil ihre Löwennummer relativ bald nach der Eröffnung folgte, nahm sie normalerweise nicht an der Parade teil. Doch heute bot sich ihr endlich einmal die Chance, beim Einmarsch in die Manege die Zuschauer in aller Ruhe zu betrachten.

Im Publikum waren alle Altersgruppen vertreten – Babys, jüngere und ältere Kinder, Teenager, Eltern und Großeltern. Applaus begrüßte die Zirkuskünstler, und lächelnd und winkend absolvierte Jo die einstudierte Schrittfolge, ohne groß darüber nachdenken zu müssen.

Nach dem Aufzug wechselte sie eilig ihr Kostüm, um sich dem Publikum als Königin der Raubkatzen zu präsentieren. Wenig später musste sie sich erneut umkleiden. Diesmal schlüpfte sie in eines der Schmetterlingskostüme, um bei den »Zwölf Tanzenden Schmetterlingen« mitzumachen.

»Ich hab gehört«, flüsterte Jamie, der in der Manege neben ihr stand, »dass du den Job in der Seilnummer bis nächste Woche übernehmen musst. Barbara ist wohl durch die Krankheit mehr mitgenommen als gedacht.«

Die Hände schon an das Seil gelegt, bewegte Jo unmerklich die Schultern. Die blauen Schmetterlingsflügel waren schwer. »Rose wird vielleicht übernehmen. Duffy hat ihr gesagt, sie soll schon mal üben. Wenn sie dieses verflixte Gewicht aushält.« Sie lächelte zerknirscht. »Die Dinger wiegen mindestens eine Tonne.«

Die Band stimmte den langsamen Walzer an, und Jo hangelte sich Handbreit um Handbreit im Takt am Seil empor.

»Ah, Showbusiness«, hörte sie Jamie unter sich aufseufzen und nahm sich vor, ihm später für diese Bemerkung einen Rippenstoß zu versetzen. Sie war oben angekommen, verhakte einen Fuß in der Seilschlaufe und begann sich in perfekter Übereinstimmung mit den anderen elf Schmetterlingen zu drehen.

Als sie einige Zeit später das Kostüm zur Garderobe zurückbrachte und in das nächste Trikot schlüpfte, gönnte sie sich eine Tasse Kaffee bei Roses Mutter. Ihre Muskeln schmerzten wegen des ungewohnten Gewichts der Schmetterlingsflügel, und in Gedanken malte Jo sich ein langes heißes Bad zur Entspannung aus. Doch bis Ende September würde dieser Luxus nur ein Traum bleiben. Während der Saison war immer nur Zeit für eine schnelle Dusche.

Bei ihrem letzten Auftritt des Tages stand Jo im weißen Trikot auf dem Kopf von Maggie, der Elefantenkuh. Gemeinsam mit vier weiteren Elefanten bildete die zuverlässige Maggie eine Kette, bei der jeder Elefant die Vorderbeine auf den Rücken des nächsten Tieres gelegt hatte. Hoch oben auf Maggies Kopf reckte Jo die Arme in die Luft. Das Licht der Scheinwerfer brach sich in den glitzernden Pailletten des Trikots und ließ Jo strahlen.

Der donnernde Applaus mischte sich mit der Musik, dem Lachen der Kinder und den Schlussworten des Zeremonienmeisters. In diesen Momenten fühlte Jo sich immer voller Energie und Leben. Später würde unweigerlich die Müdigkeit folgen, doch diese kurzen Minuten genoss Jo in vollen Zügen. Es war die Belohnung für all die harte Arbeit, die langen Stunden, die schmerzenden Muskeln.



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