Wild wie der Wind by Johanna Lindsey
Autor:Johanna Lindsey
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Romance, Western, Historical, Natives
ISBN: 3453023536
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2012-04-16T08:52:39+00:00
23
»Was tätest du an meiner Stelle, Goldy? Würdest du eine Frau heiraten, bloß weil du dich ein bißchen schuldig fühlst?« fragte Chase.
Das Pferd schnaubte. »Tut mir leid, alter Junge. Hab' vergessen, daß du es nicht magst, wenn man dich Goldy nennt. Aber das war doch eine gute Frage, was?«
Chase lehnte in Goldenrods Box an der Wand und saß vertrauensvoll vor den Füßen des Pferdes. Neben ihm stand eine halbvolle Flasche Whiskey. Er hatte die ungeöffnete Flasche im Geräteschuppen gefunden, nachdem er die Küche von oben bis unten durchsucht hatte. Zweifellos handelte es sich dabei um Jebs Versteck. Er mußte unbedingt daran denken, die Flasche zu ersetzen.
Chase öffnete die Flasche wieder und trank mit einem großen Schluck nochmals einen guten Zentimeter mehr. Dann beäugte er mit ernstem Blick sein Pferd. »Ich meine, verflixt, schließlich hat mir die Kleine doch nie ein schlechtes Gewissen verursacht, oder? Diese verfluchte Rachel ist es, die mir das Gefühl gibt, eine miese kleine Kröte zu sein. Und weißt du auch, was sie sagen wird, sowie sie dazu kommt?«
Chase rülpste. Dann lachte er. »Nein, das nicht. Nein, Rachel wird sagen: ›Du hast ihr Leben verpfuscht, und jetzt wirst du sie heiraten.‹ Glaubst du, sie bringt es fertig, mir eine Knarre in die Rippen zu bohren? Nein, Rachel nicht. Aber sie besitzt eine andere Waffe, ihr verdammtes Gesicht, diesen verfluchten Blick, der sagt, daß ich sie heimtückisch aus dem Hinterhalt überfallen habe.« Er holte tief Atem. »Warum zum Teufel reite ich nicht einfach jetzt gleich los?«
Chase versuchte aufzustehen, doch das gelang ihm erst nach mehreren Anläufen. Er beäugte seinen Sattel, der auf der Einfassung hing, als sei er ein störrisches Biest, das ihm Ärger machen wollte. Das war er auch. Er konnte ihn nicht von der Einfassung ziehen. Schließlich lehnte er sich an den Sattel und sprach wieder mit seinem Pferd.
»Sieht so aus, als müßte ich vorher wieder nüchtern werden. Aber ich komme wieder, Goldenrod. Ich werde dich satteln, und dann machen wir uns auf den Weg. Ich kann diese Göre nicht heiraten. Das wäre, als würde ich mich an einen Wirbelsturm binden.«
Chase tastete sich aus dem Stall heraus und zu dem Fluß, der hinter dem Haus vorbeifloß. Er fiel ins Wasser, und einen Moment lang glaubte er, er könnte ertrinken. Das Wasser war jedoch nur dreißig Zentimeter tief. Nachdem er eine beträchtliche Weile im Wasser geplanscht hatte, zog er sich ans Flußufer und blieb dort liegen, während das eisige Wasser ihn frösteln ließ.
Zu seinem Verdruß sah er Jessie bildhaft vor sich. Nicht die Jessie des heutigen Abends, sondern die Jessie der letzten Nacht. Auch in der gestrigen Nacht war sie ein Wirbelsturm gewesen, aber ein leidenschaftlicher, liebevoller Wirbelsturm.
Wäre es denn wirklich so schlimm, sich an sie zu binden? fragte er sich. Sie war das hübscheste Geschöpf, das er je gesehen hatte. Und hatte er das Herumziehen nicht längst satt? Rachel hatte gesagt, es sei an der Zeit, daß er sich seßhaft machte, und vielleicht hatte sie sogar recht. Würde sich dieser Wildfang nicht zähmen lassen, wenn er
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