Wild Cards: Das Spiel der Spiele (German Edition) by George R.R. Martin

Wild Cards: Das Spiel der Spiele (German Edition) by George R.R. Martin

Autor:George R.R. Martin [Martin, George R.R.]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
Herausgeber: Penhaligon Verlag
veröffentlicht: 2014-08-24T22:00:00+00:00


Den Leu zu wecken

John Jos. Miller

Es war finstere Nacht, der Boden war kalt, und John Fortune hatte keine Ahnung, wo er sich befand.

Auf dem Rücken liegend, sah er zu einem schwarzen Himmel voller Sterne auf. Er schien sich auf dem Grund einer engen Schlucht zu befinden, eingezwängt zwischen Steinen und Felsbrocken und ohne einen Taco-Imbiss, eine Straße, ein Auto oder eine Straßenlaterne in Sichtweite. Als er die Hände vors Gesicht hielt, konnte er kaum seine Finger erkennen. Er hatte ein komisches Gefühl in der Brust und eine raue Kehle. Alle Glieder taten ihm weh, als wäre er ein paar Marathons hintereinander gelaufen. Und was noch viel erschreckender war: Er war splitternackt.

Er sprang auf und fuhr vor Schmerz zusammen, als sich ihm ein kleiner scharfer Stein in die Fußsohle bohrte. »Was ist mit meinen Kleidern passiert?«, fragte er laut.

Keine Antwort. Benommen und hustend taumelte er im Kreis herum. Er erinnerte sich … erinnerte sich an das Ding, das unter seiner Haut entlanggekrochen war wie eine Ratte, die sich in seinen Leib gefressen hatte. An die Furcht, die ihn erfasst hatte. Da war auch ein Mann gewesen, in leuchtendes Weiß gekleidet. Der hatte ihn mit einem Schwert umbringen wollen … wallah! Flammen hatten um ihn herum getanzt, Rauch hatte ihn blind gemacht. Vielleicht waren seine Kleider ein Raub der Flammen geworden – aber nein, das war lächerlich. Seine Haut wies keinerlei Verbrennungen auf.

Schließlich fiel ihm alles wieder ein – er war davongelaufen, war aus dem Haus in die Nacht hinausgestürmt. Das Gefühl von Freiheit war berauschend, erregend gewesen. Stundenlang war er gelaufen. Wie viele Stunden? Wie viele Meilen? Er wusste es nicht. Am Ende war er erschöpft zusammengebrochen. Hier.

Wo auch immer das war.

Fortune fröstelte. Er konnte nicht einfach nur die ganze Nacht herumsitzen. Er musste nach Los Angeles zurück. Er hatte Kohldampf. Noch nie hatte er einen solchen Hunger verspürt. Er brauchte etwas zu essen, dringend. Und Kleider. Er konnte nicht splitternackt in der Pampa hocken und auf Hilfe warten. Hilfe egal welcher Art würde nicht von alleine kommen. Er musste sie suchen.

Und wenn dieses Ding noch immer in ihm drin war, dann brauchte er ärztliche Behandlung.

Er erinnerte sich, dass das Ding in ihm Richtung Kopf gekrabbelt war. Zögerlich fasste er sich ans Kinn, tastete vorsichtig seine Wangen bis zu den Ohren und die Stirn ab – wo er eine Beule spürte. Das Ding, das in seinen Körper eingedrungen war, befand sich noch immer in seinem Kopf.

John Fortune wurde von Panik erfasst, und er lief davon. Oder probierte es wenigstens.

Er kraxelte die Wand des ausgetrockneten Arroyos hinauf, wobei er mehrmals abrutschte und Staub und Geröll mit sich riss. Einmal löste sich ein Steinbrocken an der Kante der Böschung, der ihn erschlagen hätte, wenn er ihn getroffen hätte, aber wie durch ein Wunder verfehlte er ihn.

Irgendwie gelang es ihm, sich aus dem Arroyo herauszuschleppen. Gehetzt sah er sich um, suchte verzweifelt nach etwas, das seine Hoffnung, Hilfe zu finden, rechtfertigte. Er befand sich in einer wilden, ungezähmten Hügellandschaft, die zu einer mit gedrungenen, immergrünen Büscheln gesprenkelten Ebene hin abfiel.



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