Wie Licht schmeckt by Friedrich Ani

Wie Licht schmeckt by Friedrich Ani

Autor:Friedrich Ani [Ani, Friedrich]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-02-19T00:00:00+00:00


13

War ich Alien V? Ungefähr zwei Stunden musste ich mich vor ihrer Tür anstarren lassen, bevor sie mich endlich reinließ. Im Gegensatz zu ihrer Tochter hatte Cornelia einen Berg Haare auf dem Kopf, die sie mit unsichtbaren Nadeln zusammengesteckt hatte.

An der Tür hatte sie gesagt: »Ich bin Cornelia.«

So etwas würde meine Mutter nie sagen. Ich bin Katrin. Und mein Vater schon dreitausend Mal nicht. Ich bin Max. Wenn ich früher nicht zufällig irgendwann mal eine Anschrift auf einem Brief gelesen hätte, hätte ich meine komplette Kindheit darüber nachgegrübelt, wie meine Eltern mit Vornamen hießen. Je nach Laune nannte mein Vater meine Mutter Du! oder Hey! und meine Mutter redete ihn überhaupt nicht an. Außer meinem Großvater und ein paar seiner Kollegen sagte kein Mensch Max zu ihm.

Während ich den elf Kilometer langen Flur hinter Sonjas Mutter herhinkte, überlegte ich, wie Sonjas Vater hieß. Paul? Sonja, Cornelia und Paul? Falsch. Vielleicht Herbert. Sonja, Cornelia und Herbert. Ich bin Herbert. Und ich: Ich bin Lukas. Max, Katrin und Lukas: So würde es unter der Todesanzeige in der Zeitung stehen, wenn mein Großvater starb.

»Hallo, Lukas.«

Am Tisch in der Küche saß Sonja und sonst niemand. Sie trug ihre dunkle Brille und einen hellbraunen Pullover, über den ich mich sofort wunderte, weil er mir viel zu warm vorkam für den Tag, der schon wieder anfing, total zu dampfen.

Woher wusste sie, dass ich es war?

Wahrscheinlich hatte sie gelauscht. Aber ich hatte eigentlich überhaupt nichts gesagt außer meinem Namen. Gefragt hatte ich natürlich, ob ich Sonja sprechen könne. Und Cornelia hatte meinen Namen nicht wiederholt.

»Setz dich«, sagte Sonja.

Die Küche war ewig hoch, genau wie der Flur, und es gab eine zusätzliche Essnische mit einem runden Tisch und drei Stühlen. Eine Tür ging auf einen Balkon hinaus. Dann fiel mir noch auf, dass der Herd keine Platten hatte, die waren bloß irgendwie drauf gezeichnet.

»Möchtest du einen Tee?«, fragte Cornelia.

Jetzt fiel mir wieder ein, was sie an der Tür zu mir gesagt hatte: »Ich bin Sonjas Mutter.« Bevor sie mich anstarrte und ich am liebsten wieder umgekehrt wäre.

Ich setzte mich. Auf dem Tisch lag Frühstückszeug, Brot, Marmelade, Margarine, keine Butter, Margarine. Die verabscheute meine Mutter. Wieso aßen die hier Margarine, wenn sie sich so eine Wohnung leisten konnten? Ein wenig erinnerte sie mich an die von Elsas Mutter, viel Platz überall, superrenovierter Altbau, Glassachen, kein Gerumpel wie bei uns.

Sonjas Wohnung gefiel mir sofort besser als die von Elsa, sie wirkte normaler, nicht so protzig, so vorzeigemäßig. Auch wenn dieser Ofen schon knapp vor der Angabegrenze war.

»Was ist?«, fragte Cornelia. »Gefällt dir der Herd?«

Ich zuckte mit der Schulter. Hätte ich nicht tun sollen. Anscheinend knickten jetzt auch noch die restlichen Streichhölzer ab, die früher mal meine Knochen waren. Oder es fand eine Versammlung von Kugelblitzen in meinem Rücken statt. Nicht einmal meine Fingernägel taten mir nicht weh. Ich hätte fast losgeheult.

»Du weinst ja«, sagte Cornelia und stellte eine rote Tasse vor mich hin, aus der es herausdampfte.

»Nö«, sagte ich. Im nächsten Moment schrie ich laut Ahh! Und obwohl ich mir



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