Wie Herbstlaub im Sturm by Jurij A. Treguboff

Wie Herbstlaub im Sturm by Jurij A. Treguboff

Autor:Jurij A. Treguboff [Treguboff, Jurij A.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-01T17:00:00+00:00


NEUE LEUTE UND EIN ALTER BEKANNTER

Unterdessen nahmen die Gedanken von Kostjenko, dem Verlagsvertreter von Fortschritt und Wahrheit, eine geordnete Form an. Sie bewegten sich jedoch in einem ganz anderen Flußbett als die Überlegungen des Psychologieprofessors Kliegelbrett.

Längst hatte er registriert, daß die Chefin, Frau Luise Rotschwanz, sich ihm gegenüber äußerst wohlwollend zeigte. Sie war groß und schlank und ihre Haare hatten einen rötlichen Schimmer. Somit entsprach sie genau dem Bild, das er sich von einer deutschen Frau gemacht hatte. Außerdem war sie fünfundzwanzig Jahre jünger als ihr Mann, und Kostjenko hatte Verständnis dafür, daß sie sich ein bißchen umsehen wollte.

Nachdem der Chef zu einer Buchhändler-Konferenz nach Mainz gefahren war, flüsterte sie ihm auf dem Weg in ihr Büro zu, daß sie ihn in einem Restaurant in einem der westlichen Vororte Frankfurts erwarte, wo sie sich schon einmal getroffen hatten.

Er warf einen bewundernden Blick auf ihre kunstvolle neue Frisur und nickte.

Frau Rotschwanz erwartete ihn unter dem Bild eines Schwanes, der einen sonderbaren Blick auf die Gäste zu werfen schien, als ob er sagen wollte:

„Ihr braucht gar nicht so heimlich zu tun, ich sehe doch alle eure Schweinereien!“

Das Restaurant genoß keinen sonderlich guten Ruf, bot jedoch die Garantie, daß sich Rotschwanz niemals zu dem Gedanken durchringen könnte, hierher zu kommen. Es wurde hauptsächlich von Damen besucht, die auf der offiziellen Skala einige Stufen tiefer standen als die Frau des Verlegers Oskar Rotschwanz. Auf einer nichtoffiziellen Skala konnte Sternenschwalbes Muse ihnen allen jedoch das Wasser reichen.

Sie war gebildet, klug und verstand es, stets an die Oberfläche zu schwimmen, während sie zugleich ihre eigene Linie in ihrem Intimleben gestaltete. Es war schwer festzustellen, welchen Platz ihr Mann in diesem Bereich einnahm. Wenn alles in Ordnung wäre, gäbe es in ihrem Leben sicherlich keinen Kostjenko.

Sie empfing ihn fröhlich lachend.

„Sagen Sie bitte, weshalb ziehen Sie eine so tragische Miene? Der russische Mensch leidet immer, ob er fünf Millionen verloren hat oder nur fünf Rubel, und er leidet auch, wenn er fünf Millionen geschenkt bekommt. Auch in meiner Gegenwart dürfen Sie leiden, wenn Sie unbedingt wollen, ich dagegen werde mich nur dem Vergnügen widmen.“

„Demnach bin ich für Sie wie ein Fisch an einem Haken?“

„Genau, dieser Haken ist Ihnen jedoch sehr gut gesinnt! Wenn von mir verlangt wird, daß ich an den Werken der beiden Verlage mitarbeite, muß ich auch über eine gewisse Praxis verfügen. Kurz, ich habe in einem Hotel zwei nebeneinander liegende Zimmer bestellt. Das ist unser formelles Alibi. Eine Anmeldung wird nicht verlangt, derartige Formalitäten werden delikat vergessen. Fahren wir dorthin, selbstverständlich getrennt.“

„Und wenn dein Mann Wind davon bekommt?“

Aha, stellte Luise Rotschwanz fest, er duzt mich schon!

„Wenn wir uns nicht wie komplette Idioten aufführen, wird nichts passieren. Außerdem, wie könnte er wagen, die Kenntnis sexueller Extravaganzen von seiner Frau zu verlangen und ihr gleichzeitig zu verbieten, sie in der Praxis auszuprobieren? Hier hast du die Anschrift, fahr aber erst einige Minuten nach mir los.“

„Darf ich dir eine Frage stellen? Weshalb braucht Sternenschwalbe deine Ratschläge, er hat doch eine Braut! Ich habe sie einmal gesehen, sie ist jung, hübsch und elegant.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.