Wider die Unendlichkeit by Benford Gregory

Wider die Unendlichkeit by Benford Gregory

Autor:Benford, Gregory [Gregory, Benford]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-24T16:00:00+00:00


3.

Old Matt war jetzt langsamer. Als sie durch eine Schlucht hüpften, konnte der Junge die von der Anstrengung eingegrabenen Furchen in dem alten, verwitterten Gesicht sehen. Ihre Glanzanzüge bauschten sich mit verstärkter Kraft, und Manuel sah auf der Energieanzeige auf Old Matts Rücken, dass fast zwei Drittel verbraucht waren. Sie kletterten über Felsnasen aus Schichtgestein, das aus den ersten Tagen stammte, als Ganymeds rohe Kruste schmolz, gefror und wieder schmolz, als Jupiter in eigenem Feuer erglühte und auf den Monden flüchtige Wasser zusammenflossen, um schnell sterbende, dampfende Seen zu bilden. Auf den schlüpfrigen Hängen mussten sie langsam gehen. Gleichmäßig vergrößerte das Aleph den Abstand zu ihnen. Manuel prüfte die Helmauflage und sah, dass sie parallel zum Haupttal liefen. Das blaue Schrotmuster verriet ihm, dass die Hauptgruppe in den angrenzenden Schluchten und Cañons ausschwärmte.

»Komisch, dass es sich nicht eingräbt«, rief er Old Matt zu.

»So lange habe ich es noch nie über Grund gesehen.«

»Ich schon. Zweimal.«

»Meinst du, es führt uns an der Nase herum?«

»Bezweifle, dass es überhaupt weiß, was wir sind.«

»Adler kannte es ganz gut«, sagte er mit deutlichem Stolz.

Der alte Mann keuchte in sein Anzugmikro. »Das allerdings. Das allerdings.«

Er beobachtete Old Matt, während sie dem still dahintreibenden Gebilde hinterherhüpften. Das alte Gesicht zeigte jetzt etwas. Weder Erregung, noch Eifer, auch keine Hoffnung. Jahre später, als er ein Mann geworden war, würde der Junge schließlich wissen, was es war: eine Mischung aus Vorherwissen und einer bewussten, erbitterten Entschlossenheit. Old Matt hatte etwas Unausgesprochenes erkannt, damals als er Adler zum ersten Mal gesehen hatte, und er hatte aus der wild lodernden Wut in Adler etwas gemacht, das, richtig geformt, weit reichen und etwas in dem Aleph treffen konnte. Er hatte es gewusst und war von dem Wissen vorangetrieben worden, hatte sich jedes Jahr darauf konzentriert, ein wenig mehr zu lernen. Er hatte keinen Anteil an der Siedlung, würde Manuel dann denken. Es gab Kinder, seine eigenen von vor Jahrzehnten, aber sie hatten sich alle auf andere Außenstationen oder sogar zur Erde zurück verstreut. Dieser Teil von ihm war verweht. Er hatte seine Zeit und seine Substanz in den Orbitallabors oder bei Erkundungsteams oder auf Titan und Saturn verbracht, als man dort draußen gerade erst angefangen hatte. Daher hatte er nie eine Beteiligung beansprucht oder Vereinbarungen getroffen, aus denen er Anspruch auf einen Teil des Landes ableiten konnte. Er konnte in Sidon leben, arbeiten und verdienen, indem er als Ersatzmann einsprang. Er hatte sogar eine Stimme bei den Wahlen, war aber dennoch kein Gemeindemitglied und hatte nichts von dem Land, außer dem, was er aus ihm erspürte. Er hatte es gekannt, bevor ein Fuß auf jeden Hügel gesetzt worden war, bevor Jahrhunderte lärmender Menschheit ihm ihren Namen mit Siedlungen und Zentralen aufprägten. Doch trotz alledem kehrte er immer wieder in das Land jenseits der menschlichen Enklaven zurück, fühlte noch immer seine Leere und seine verborgene, ungelöste Kraft.

Manuel rief zu seinem Vater durch, erhielt eine Antwort, die er nicht verstand, und lief weiter. Dann tauchte das Aleph in eine Hügelflanke. Es wurde nicht einmal langsamer, sondern bohrte sich einfach mahlend und dröhnend in eine Eiswand und durch sie hindurch.



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