Westwärts by Penelope Williamson

Westwärts by Penelope Williamson

Autor:Penelope Williamson [Williamson, Penelope]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783955306106
Herausgeber: Edel eBooks
veröffentlicht: 2015-05-18T22:00:00+00:00


Jeres Muskeln glänzten im rauchigen, flackernden Licht der Öllaternen, als er den Bohrer mit einem letzten Schlag des schweren Hammers tiefer in den Fels trieb und das Bohrloch auf Metall traf. In der eintretenden Stille hörte Drew durch das Klingen in seinen Ohren das Tropfen von Wasser, das Knarren von Holz und sein Keuchen. Aber inzwischen war es das Keuchen nach harter Arbeit und nicht das Keuchen der Angst.

Beinahe fröhlich packte er feuchte Erde um den Zünder des letzten Dynamitstabs.

»Sprengung!« rief er laut, damit alle den Stollen räumten und sich in den Schacht zurückzogen. Rolf Davies sammelte eilig Bohrer und Hämmer ein.

Drew schnitt ein Stück Zündschnur ab, das kürzer war als der kürzeste Zünder in den Bohrlöchern, und hielt ein Streichholz daran. Damit würde er die Zündschnüre der fünfundzwanzig Bohrlöcher in Brand setzen. Gleichzeitig diente es ihm als Warnung: Wenn das Feuer bis zu seiner Hand herunterbrannte, war es Zeit zu rennen.

Die Brüder zündeten die Sprengladungen gemeinsam. Sie arbeiteten mit geübtem Können und schafften die fünfundzwanzig in weniger als zwanzig Sekunden. Als Drew die Zündschnur in Brand setzte, schrie Jere: »Feuer!«

Jere griff nach den Laternen und ging mit schnellen Schritten durch den Stollen davon. »Wozu die Eile, Brüderchen?« rief Drew ihm lachend nach, der langsam, ganz bewußt etwas zu langsam folgte. »Wir haben noch jede Menge Zeit.«

Der Schacht beschrieb ein paar Kurven, ehe er im Stollen endete. Sie umrundeten die letzte Ecke und sahen die Kerzen der anderen Bergleute vor sich. Als sie in den Lichtkreis traten, hielten sie sich die Ohren zu, und im nächsten Moment hörte man das gedämpfte Knallen der explodierenden Sprengladungen. Die Luft zitterte, und die Druckwellen erreichten ihre Körper. Aus dem Stollen drang der süßliche Geruch des Dynamits, Rauch verdunkelte das Licht der Kerzen und Laternen.

Nur der Steiger hatte sich nicht die Ohren zugehalten, denn er zählte. »Wie viele?« fragte er, als die Explosionen verstummten. »Fünfundzwanzig«, erwiderte Jere.

»Eine Kleinigkeit«, fügte Drew grinsend hinzu.

O’Brian nickte. Sie waren alle losgegangen. Aber schließlich waren die Brüder Scully zu gut, um Blindgänger zu hinterlassen – Bohrlöcher mit Dynamit, das nicht explodierte, bis irgendein anderer Kumpel zufällig mit dem Pickel darauf hackte und sich selbst in die Luft sprengte.

O’Brian ging ohne ein weiteres Wort in seinem rattenartigen Gang zwischen den Lorengeleisen davon. Drew machte eine obszöne Geste hinter ihm her. »Das war ordentliche Arbeit, Jungs!« sagte er und imitierte die quiekende Stimme des Steigers. Er verneigte sich tief und beschrieb mit dem Arm einen großen Halbkreis. »Zu gütig, Eure Lordschaft, vielen Dank.«

Die anderen Kumpel lachten. Jere sah ihn grinsend an und schüttelte den Kopf. »Ich mache den Tee heiß.«

Drew wartete, bis alle Männer, auch sein Bruder, in der Dunkelheit verschwunden waren. Sie gingen zum Ende eines ausgeräumten Gangs, wo sie sich jeden Tag zum Essen versammelten. Nachdem er allein war, zog er ein Stück Kautabak aus seinem Stiefelschaft.

Er nannte sie Pansy. Sie war eines der Maultiere des Gespanns, das die sechs, mit jeweils einer Tonne Erzgestein gefüllten Loren von dort, wo es abgebaut wurde, zum Förderschacht zogen, wo es nach oben gebracht wurde.



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