Wer vor dem Schmerz flieht, wird von ihm eingeholt by Harris Russ

Wer vor dem Schmerz flieht, wird von ihm eingeholt by Harris Russ

Autor:Harris, Russ
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Kösel
veröffentlicht: 2013-02-26T16:00:00+00:00


Neid und Eifersucht

Sam, ein reicher Unternehmer, wurde häufig von Neid heimgesucht. Obwohl er Multimillionär war, hielt er sich nicht für reich. Weshalb? Weil er sich mit all den anderen Unternehmern verglich, die er kannte, und die waren Milliardäre. Wenn er von deren Erfolgen hörte, wurde ihm regelrecht übel; sein Magen revoltierte, er biss unwillkürlich die Zähne zusammen, und sein Herz hämmerte wie wild. Bitter und verärgert fragte er sich, wieso die anderen reich waren und er nicht.

Wir verfangen uns alle gelegentlich in Neid oder Eifersucht. Diese unangenehmen Emotionen treten auf, wenn wir sehen, dass andere Menschen Glück haben, und wir uns darüber ärgern, statt uns daran zu erfreuen. Wir wollen das, was sie haben, selbst besitzen. Unser Kopf ist so rasch bei der Hand, uns mit anderen zu vergleichen und Urteile zu fällen, dass wir das erst merken, wenn es schon geschehen ist. Wir sehen die Karriere, den Partner oder die Partnerin, das Auto, das Haus, das Einkommen, das Aussehen, die Intelligenz oder die Persönlichkeit einer anderen Person (oder wir hören davon oder fantasieren darüber), und schon vergleicht unser Kopf es mit dem, was wir haben, und bewertet Letzteres als nicht gut genug. Dann überkommt uns ein Gefühl des Mangels, der Ungerechtigkeit oder des Verpassens.

Anders gesagt, wir werden von »NGG« eingefangen. Unser Kopf sagt uns: »Was ich schon habe, ist nicht gut genug. Ich brauche mehr oder eine bessere Qualität oder beides. Ich muss bekommen, was die anderen haben!« In Falle von Sam sagte sein Kopf ihm, sein Einkommen sei »nicht groß genug«, seine Firma sei »nicht erfolgreich genug« und er habe »nicht genug geleistet«. Was erzählt Ihr Kopf Ihnen, um Neid hervorzurufen? Konzentriert er sich auf bestimmte Aspekte Ihres Lebens? Gibt es bestimmte zentrale Themen, mit denen er Sie leicht packen kann?

Was mich angeht, so zieht mein Kopf mich gern mit dem Absatz meiner Bücher auf. Unter anderem erinnere ich mich an etwas, das schon ein paar Jahre zurückliegt. Ich unterhielt mich mit Steven Hayes über sein Selbsthilfebuch In Abstand zur inneren Wortmaschine. Als er mir sagte, wie viele Exemplare davon verkauft worden waren, überflutete mich der Neid. Stevens Buch hatte eine wesentlich höhere Auflage erzielt als meines. Ich versuchte krampfhaft zu lächeln, während ich ihm gratulierte, aber wahrscheinlich sah ich blass und elend aus, und im Innern fühlte ich mich, als hätte man mir einen Magenschlag verpasst.

Rational war meine Reaktion offensichtlich nicht. Wenn man die Danksagung in allen meinen Selbsthilfebüchern liest, steht Stevens Name immer ganz oben. Ich bin diesem Menschen unendlich dankbar, und die rationale Reaktion hätte darin bestanden, mich über seinen Erfolg zu freuen. Nachdem ich mich beruhigt und die in diesem Buch enthaltenen Ratschläge befolgt hatte, war ich auch tatsächlich in der Lage, Stevens Glück zu würdigen. Meine erste Reaktion aber war Neid, und der überkam mich so rasch und so stark, dass ich richtig geschockt war. Schließlich hatte sich mein Buch Wer dem Glück hinterherrennt, läuft daran vorbei ebenfalls gut verkauft, und vor dem Gespräch mit Steven war ich mit der Auflage durchaus zufrieden gewesen.



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