Wer ohne Schande ist by Lehtolainen Leena

Autor:Lehtolainen, Leena [Lehtolainen, Leena]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 978-3-644-31191-6
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2014-07-22T16:00:00+00:00

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14

I

n unserem Case Room roch es nach Chili und Sojasoße, Puupponen und Koivu hatten auf dem Rückweg bei einem chinesischen Imbiss haltgemacht. Ich angelte mir mit den Essstäbchen Krabben und Bambussprossen heraus, während ich mir anhörte, was die beiden über ihre Begegnung mit Jouko Marttinen zu berichten hatten.

«Ein Global Player, verstehst du.» Puupponen wischte sich den Mund ab. «Ohne passende weibliche Begleitung kommt man im Business nicht weit. Vor allem die Russen halten einen Mann für einen Versager, wenn er nicht mit einer Art Model zum Abendessen aufkreuzt. Lind war fast schon zu alt, aber sie verstand sich auf Konversation und beherrschte mehrere Sprachen. Und Marttinen zufolge war sie eine Frau, die einem Mann das Gefühl gab, klug, sexy und reich zu sein, ein richtiges Alphatier. Marttinen hatte nur Gutes über sie zu sagen und trauert aufrichtig um sie.»

«Da ist er aber der Erste», stellte Jenna fest. «Den Beschreibungen der Familienmitglieder zufolge war Saila eine widerwärtige Zimtzicke.»

Koivu verschluckte sich an seinem Kaffee, und ich überlegte, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, Jenna in unser Team zu holen. Was hatte ich damit eigentlich wiedergutmachen wollen?

«Ich finde das wichtig», fuhr Jenna fort. «Saila war liebenswürdig, wenn sie finanziellen Nutzen davon hatte. Sie ist von irgendwem umgebracht worden, der es nicht ertragen konnte, dass sie ihre Verhaltensweise änderte.»

«Es war also keiner aus der Familie», folgerte Puupponen. «Dabei hat sich der Schönling von Anfang an so zerknirscht benommen, dass man die Krätze kriegen könnte.»

«Der Schönling – du meinst Julian Tanner? Er hatte tatsächlich kein gutes Verhältnis zu seiner Tante. Konnte Marttinen euch denn etwas über Saila Linds andere Kunden erzählen?» Ich wischte mir Mund und Finger mit einem der Feuchttücher ab, die zum Take-away-Paket gehörten, und trank den Rest meiner Cola light aus. Jetzt war ich ausreichend gestärkt, um Patriks Vernehmung in Angriff zu nehmen.

«Nein. Und Marttinen hat Saila immer bar bezahlt, das Geld, das sie von ihm bekommen hat, taucht auf ihrem Konto also allenfalls als eigene Einzahlung auf, sodass sie dem Finanzamt gegenüber notfalls hätte behaupten können, es stamme aus einem Lottogewinn. Wenn es bei anderen Kunden genauso gelaufen ist, haben wir keine Chance, sie aufzuspüren. Dieser Marttinen ist einfach ehrlicher als die meisten», seufzte Koivu. «Die Pathologin hat übrigens eine Mail geschickt», fuhr er fort und starrte auf den Bildschirm seines Computers. «Aufgrund des Mageninhalts schätzt sie, dass Saila Lind früher als Eero Lumme gestorben ist. Mindestens zwei bis drei Stunden. Mutmaßliche Todeszeit zwischen Freitagmittag und fünf Uhr nachmittags, bei Lumme zwischen acht und elf am Freitagabend.»

«Und das Handy? Wer hat dann am Samstag mit Sailas Handy telefoniert?», fragte Jenna verwundert.

«Natürlich jemand, der den Eindruck erwecken wollte, dass Saila am Samstag noch lebte.» Puupponen warf eine Xylitolpastille in die Luft und fing sie mit dem Mund auf wie ein dressierter Seehund. «Derselbe, der das Handy zwischen den alten Saunaquasten versteckt hat, wahrscheinlich, um es später verschwinden zu lassen. Es ist also doch keine außerfamiliäre Sache. Vielleicht hat einer der Tanners Saila ertränkt, und ihre Leiche wurde rein zufällig zu der von Eero Lumme getrieben.

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