Wer eincheckt, hat verloren by Jacob Tomsky

Wer eincheckt, hat verloren by Jacob Tomsky

Autor:Jacob Tomsky
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2013-03-12T16:00:00+00:00


KAPITEL 8

Jeder Wochentag verlief nach einem bestimmten Muster.

Montags checken fast ausschließlich Geschäftsreisende ein. Manche wohnen nur eine Stunde Zugfahrt entfernt in Connecticut oder einem anderen angrenzenden Staat, buchen aber von montags bis freitags ein Hotelzimmer, um Ruhe vor ihrer Familie zu haben und sich die übliche 95-Stunden-Woche zu geben – typische Workaholics, die tatsächlich glauben, diese Art von Leben würde sie glücklich machen. Mr Hockstein, einer der Stammgäste des Bellevue, kam jeden Montag mit minimalem Gepäck an und switchte für den Rest der Woche zwischen seinen Terminen hin und her. Hockstein war still, unleidlich und grundsätzlich für keinen Schwatz zu haben. Andere Gäste waren sehr viel offener – so zum Beispiel der Finanzvorstand eines Kabelsenders, der jeden Montag zwischen 20:15 und 20:30 Uhr eincheckte, sein Gepäck aufs Zimmer bringen ließ, sich im Pub gegenüber stets dasselbe Essen zum Mitnehmen bestellte und es sich anschließend mit aufs Zimmer nahm. Wenn ich eine Doppelschicht schob, bekam ich mit, wie er um Punkt 7:35 Uhr das Hotel verließ und um 20:00 Uhr mit seinem Essen aus dem Pub zurückkehrte. Obwohl er in der Chefetage eines Riesenunternehmens saß, kam nie auch nur die kleinste Klage von ihm. Nie verlangte er Upgrades oder hatte sonst irgendwelche Sonderwünsche. Weshalb wir ihn permanent bevorzugt behandelten, ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen versuchten. Als ich schließlich herausfand, dass er gern ein Bud Light trank, nur eins, bevor er schlafen ging, sorgte ich dafür, dass er am Abend stets ein eisgekühltes Bier seiner Lieblingsmarke in seinem Zimmer vorfand.

Dienstags kommen noch mehr Geschäftsleute sowie der eine oder andere europäische Traveller.

Am Mittwoch besteht unsere Klientel eher aus Touristen, sagen wir aus dem Mittelwesten, die den Times Square bestaunen wollen und einen Kurztrip während der Woche gebucht haben, um Geld zu sparen.

Donnerstags treffen vorwiegend Touristen ein, die länger in der Stadt bleiben; gleichzeitig reisen viele Geschäftsreisende wieder ab.

Freitags fallen die üblichen Touristenhorden ein sowie die ganzen Affen aus New Jersey – wieso tragen die eigentlich immer Ed-Hardy-Klamotten? –, die ihre silikonverstärkten Schnallen mit einem Wochenendausflug nach New York ruhigzustellen versuchen, damit sie in der Woche darauf wieder diskret ihre Sekretärin vögeln können.

Samstag: Noch mehr Touristen und hin und wieder ein New Yorker Paar, das sich mal etwas Besonderes gönnen will – oder natürlich ein Pärchen, das seine Ehepartner hintergeht.

Am Sonntagmorgen checken fast alle aus, und der Gepäckraum ist derart proppenvoll, dass Taschen und Koffer sich bis in die Lobby stapeln. Das Gepäck wird dann von uns mit einer roten Samtkordel abgesperrt, um wenigstens die Illusion von Sicherheit zu vermitteln. Und wenn der große Run auf die Gepäckstücke vorbei ist, machen wir klar Schiff und stellen uns auf die nächste Woche ein.

Ein derartiger Sonntagnachmittag kann sich für die Pagen zu einer ziemlich nervigen Angelegenheit auswachsen. Wie schon gesagt, den ganzen Morgen lang bringen die Gäste ihr Zeug herunter, und dann, gegen 15 Uhr, rücken sie alle wieder an, weil sie ihr Gepäck haben wollen, und zwar pronto. An einem Sonntagnachmittag war Trey als einziger Page im Dienst und versuchte der Lage Herr



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