Wenn der Panther schläft by Pestum Jo
Autor:Pestum, Jo [Pestum, Jo]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
Ich ging in die Knie, griff im Fallen nach den Beinen, aber meine Finger glitten schlaff ab. Der Mann hatte schon die Korridortür erreicht. Ich sah noch, daß Gerd versuchte, ihm ein Bein zu stellen, dann wurde es dunkel. Das Getrampel auf der Treppe nahm ich mit in meinen bösen Traum. Grelle Farben platzten in meinem Schädel, das Engelsingen ging in bellendes Gelächter über, ich tauchte in unendlich tiefes Wasser hinab und konnte nichts gegen den saugenden Strudel tun.
Wasser.
Das war das erste, was ich wieder wahrnahm. Wasser klatschte mir hart ins Gesicht. Verschwommen sah ich Gerds Gesicht. Anscheinend bearbeitete Gerd mich mit einem nassen Handtuch. Ich hatte keine blasse Ahnung, wie lange ich weggetreten war. Gerd redete auf mich ein, aber ich verstand nur brabbelbrabbelbrabbel.
Langsam verzog sich der Nebel. Da waren noch zwei andere Gesichter. Der Kripomann von der Straße. Außerdem war Stemmer jetzt bei ihm. Stemmer hielt sich ein Taschentuch vor die blutende Nase, der andere betastete das Veilchen, das sein linkes Auge zierte. Der Baskenmützenmann hatte allem Anschein nach ganze Arbeit geleistet. Trotz allem mußte ich grinsen.
„Er verzieht den Mund“, hörte ich jetzt Gerd von ganz weit weg sagen. „Er kommt wieder zu sich.“
Die Gesichter wurden klarer. Aus den verschwommenen Flächen wurden wieder hart konturierte Gegenstände. Meine Füße waren noch immer in den Vorhang gewickelt. Ich prustete Wasser aus und erhob mich in Zeitlupentempo auf die Knie. Mein Kopf schien doppelten Umfang zu haben.
„Wie geht es Ihnen?“ fragte Stemmer.
„Bestens!“ stöhnte ich. „Nur beim Lachen tut’s ein bißchen weh, Sie kleiner Witzbold.“
„Uns hat er auch ganz schön erwischt“, schniefte Stemmer. „Der war ja wie eine Dampfwalze und hat uns einfach zur Seite geboxt.“
„Jetzt sagen Sie mir bloß, er ist Ihnen entkommen!“ Flimmern vor den Augen oder nicht: Ich kam auf die Beine und schimpfte mir wie ein Rohrspatz alle Wut aus den Knochen.
Die beiden Kriminalbeamten schauten reichlich betreten aus der Wäsche.
Gerd sagte leise: „Der Mann war schon in der Wohnung, als ich nach Hause kam. Er hat im Dunkeln gewartet. Als ich das Licht anmachte, stand er da und hielt mir den Mund zu. Dann... dann hatte er auf einmal einen Revolver in der Hand. Und er wollte wissen, wo sich mein Vater versteckt hätte.“
„Hast du’s ihm gesagt?“ fragte Stemmer.
Gerd ging ihm nicht auf den Leim. „Ich weiß es doch selbst nicht! Keine Ahnung, wohin mein Vater verreist ist.“
„Und wenn du mal scharf nachdenkst?“
Gerd drehte den Kopf weg und antwortete nicht. Indianer am Marterpfahl. Mögen die teuflischen Huronen mich die Qual der tausend Marter leiden lassen: der tapfere Sioux verrät seine Freunde nicht. Solch ein Gesicht machte Gerd.
Kriminalobermeister Stemmer plusterte seinen Schnauzbart auf und wandte sich nun an mich. „Wie kommt es, daß Sie schon wieder auf der Bildfläche erscheinen? Hat der Kommissar Ihnen nicht klar und deutlich zu verstehen gegeben, daß Ihre Einmischerei unerwünscht ist? Übrigens hat mein Kollege sofort Meldung gemacht, als Sie das Haus betreten haben. Deshalb eilten wir Ihnen sofort nach.“
„Sie Spaßvogel!“ Ich war so ziemlich in der übelsten Stimmung meines Lebens. Nicht nur wegen der Schmerzen.
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