Wenn der Mond stirbt by Crompton Richard

Wenn der Mond stirbt by Crompton Richard

Autor:Crompton, Richard [Crompton, Richard]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-06-28T16:00:00+00:00


22

Zur Mittagszeit war das pilao sicher köstlich: dampfender, lockerer weißer Reis, ein paar von den Körnern festlich rot oder grün eingefärbt, dazu butterzartes Hühnerfleisch. Jetzt ist der Reis klebrig, hart und an einigen Stellen angebrannt, und das Huhn ist fettig und kalt.

Mollel schiebt das Essen auf dem Teller herum.

»Keinen Hunger?«, fragt Faith.

Er schüttelt den Kopf.

»Ich bin froh, dass du wenigstens gekommen bist, bevor er im Bett war. Er hat sich schon gefragt, ob du überhaupt noch kommst.«

»Es dauerte länger, als ich dachte. Und dann musste ich noch zurück in die Wohnung und mich umziehen.«

Er verzieht das Gesicht. Der Abwassergeruch hängt immer noch in seiner Nase wie Aasgestank.

»Ich muss mit dir reden, Mollel.«

»Wegen des Fußballs?« Er schiebt den Teller weg. »Das tut mir leid. Ich weiß, du hattest ihn gerade neu gekauft. Sag mir, wo du ihn gekauft hast, und sobald die Geschäfte wieder aufmachen, besorge ich Ersatz.«

»Nein, es geht nicht um den Fußball. Obwohl ich mich wirklich frage, wie du dem Jungen an Weihnachten sein Geschenk wegnehmen kannst. Und dann lässt du ihn noch allein!«

Mollel hat im Lauf der Jahre gelernt, die Vorwürfe seiner Schwiegermutter schweigend über sich ergehen zu lassen. Aber an diesem Abend verspürt er einen Stich der Reue. Ihm selbst bedeutet Weihnachten nichts, aber er erinnert sich an die Freude des Jungen bei seiner Ankunft und an die Enttäuschung in seinen Augen, als er wieder ging. Es war genau wie der Moment, als das Fahrrad außer Kontrolle geriet. Mollel wusste einfach nicht, was er tun sollte. Wenn es um seinen Sohn geht, scheint er nie zu wissen, was er tun soll.

Er sieht zu der zerbrechlichen Frau, die ihm gegenübersitzt. Sie ist noch gar nicht alt, aber etwas in ihrem Verhalten erweckt immer diesen Eindruck. Plötzlich verspürt er den Drang, seine Hand auszustrecken und auf ihre zu legen, doch es ist nur ein flüchtiger Impuls, den er sofort wieder verwirft. In all den Jahren, die er sie nun kennt, hat es nie irgendeinen körperlichen Kontakt zwischen ihnen gegeben, abgesehen von einem angedeuteten Kuss auf ihre Wange am Tag seiner Hochzeit. Und er hat gespürt, wie sie sich schüttelte, so sehr sie es auch zu verbergen versuchte.

Sie blickt auf ihren Schoß, sammelt sich. Ihre Lippen bewegen sich, als würde sie etwas Auswendiggelerntes aufsagen. Und jetzt wird er unruhig, ist auf der Hut. Er ahnt den bevorstehenden Angriff, aber das Gebiet ist ihm fremd. Er würde es lieber mit den Mungiki aufnehmen als mit dieser zierlichen Frau.

»Ich möchte mit dir über Chikus Vater reden.«

Damit hat er nicht gerechnet.

»Hat sie dir je von ihm erzählt?«

»Natürlich, oft. Sie hat ihn verehrt.«

»Ja. Und was hat sie dir erzählt?«

Mollel bläst die Wangen auf. »Nun ja, dass er ein Held des Mau-Mau-Kriegs war. Gegen die Engländer gekämpft hat. Einen Posten in Kenyattas Kabinett abgelehnt hat. Sie hat immer gesagt, es hätte eine Harry Ngugi Street in Nairobi geben können, wenn er gewollt hätte.«

»Das stimmt alles.«

»Und dann hat er gemerkt, woher der Wind weht. Korruption, Diktatur, Stammespolitik. Das war nicht das, wofür er gekämpft hatte. Nachdem Tom Mboya getötet wurde, war er desillusioniert.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.