Wekwerth, Rainer - Labyrinth 02 by Das Labyrinth jagt dich

Wekwerth, Rainer - Labyrinth 02 by Das Labyrinth jagt dich

Autor:Das Labyrinth jagt dich
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Jenna erhob sich, sah die anderen an. Gemeinsam gingen sie hinüber ins Wohnzimmer. Der Raum empfing sie mit stickiger und muffig riechender Luft, so als wäre schon lange nicht mehr gelüftet worden. Durch die zu Schlitzen heruntergelassenen Rollläden fiel Sonnenlicht, das den Staub in der Luft sichtbar machte, wie er langsam zu Boden schwebte.

Ein abgenutztes Sofa stand rechts an der Wand, ihm gegenüber befand sich ein bis zur Decke reichendes Regal, das vor Büchern überquoll. Zwei bequem aussehende Ledersessel gruppierten sich um einen niedrigen Rauchglastisch herum. Nicht weit davon entfernt lehnte eine Kommode an der Wand, ein schnurloses Telefon stand darauf. Jenna hob den Hörer ab und lauschte.

»Es funktioniert. Will jemand von euch?«, fragte sie. Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme ein wenig zitterte.

Mary schüttelte den Kopf. León hatte schon eine ganze Weile nichts mehr gesagt und schien es auch jetzt nicht tun zu wollen. Jebs Antwort galt also ebenso für die anderen: »Nein.«

»Und du?«, fragte Mary. »Kennst du etwa jemand, den du anrufen kannst?«

Jenna schloss die Augen. Sie spürte, wie sich ihre Kiefer zusammenpressten. In ihrem Kopf formten sich Gedanken.

»Meine Mutter«, presste sie schließlich hervor. So konzentriert nachzudenken, bereitete ihr Kopfschmerzen. Innerlich war sie völlig verkrampft. Es war, als müsste sie gegen einen inneren Widerstand denken.

»Du erinnerst dich an sie?«

»Ein wenig. Eigentlich mehr an meine Großmutter.«

»Kennst du ihre Telefonnummer?« Jeb schaute sie aufmunternd an.

»Ich bin nicht sicher. Vielleicht fällt sie mir beim Wählen ein.« Jenna dachte intensiv an Hamburg, dann schaute sie auf das Display und mit einem Mal war die Vorwahl kein Problem mehr. Anschließend wählte sie instinktiv die erste Zahl, die ihr in den Sinn kam. Eine Neun.

Augenblicklich fiel ihr die zweite Nummer ein.

Eins.

Dann kam sie ins Stocken. Wie lautete die nächste Zahl. Ihre Kiefer begannen erneut zu mahlen. Sie spürte, wie ihr Schweiß auf die Stirn trat.

Drei.

Sieben. Bitte, wie geht es weiter? Sag mir dir Zahl.

Sieben.

Acht.

Fünf.

Mehr Zahlen fielen ihr einfach nicht ein. Angestrengt lauschte sie in den Hörer. Es klickte weit entfernt. Sonst nichts. Niemand hob ab. Nicht einmal ein Freizeichen war noch zu vernehmen. Resigniert hielt sie den Telefonhörer in den Raum.

»Es …«

Eine Stimme erklang aus dem Hörer. »Zentrale South West«, meldete sich eine Frauenstimme. Jenna presste schnell das Mobilteil wieder an ihr Ohr.

»Hallo«, sagte Jenna.

»Was kann ich für sie tun?«

»Ich würde gern mit meiner Mutter sprechen.«

»Name und Ort, bitte«, verlangte die Stimme.

Der Nachname! Wie heiße ich mit Familiennamen? Jenna … Jenna … Sommer. Mein Name ist Jenna Sommer. Meine Mutter heißt Claudia.

Fast hätte sie es laut gerufen, aber stattdessen sagte sie: »Claudia Sommer. Hamburg.«

»Hamburg in Michigan?«

Jenna zuckte zusammen. »Nein, nein, Hamburg in Deutschland.«

»Möchten Sie das Gespräch als R-Gespräch anmelden?«

Jenna wusste nicht, was das war, aber die weibliche Stimme klang inzwischen so misstrauisch, dass sie einfach »Ja« sagte. Die Frau durfte nicht auflegen. Es ging um so viel. Um alles. Sie war so dicht davor, mit ihrer Mutter zu sprechen. Alles konnte gut werden. Der Kampf ums Überleben konnte hier und heute ein Ende finden.

Eine Weile blieb es still, dann meldete sich die Stimme wieder.



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