Weg vom Schuss by Jana DeLeon

Autor:Jana DeLeon [DeLeon, Jana]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
Herausgeber: AmazonCrossing
veröffentlicht: 2014-08-25T22:00:00+00:00

Kapitel 12

Trotz des enormen Stück Kuchens, das ich bei Gertie gegessen hatte – den Nachschlag nicht mitgezählt – knurrte mein Magen, als ich ihr Grundstück wieder über den Zaun verließ und in Richtung Zuhause lief. Augenscheinlich hatten das Sandwich und der ganze Kuchen nicht ausreichend Energie geliefert, um den Verlust zu decken, den ich beim Wettrennen mit Rambo erlitten hatte.

Mir war nicht wirklich nach einem weiteren Sandwich und ganz sicher nicht nach Kochen – nicht bei meinem Pech in letzter Zeit –, also ging ich schnell heimwärts und wusch mir die Haare. Der kahle Fleck war gut zu sehen, wenn ich das Haar offen trug, konnte jedoch leicht verdeckt werden, wenn ich mir einen Pferdeschwanz band, was sowieso meine Lieblingsfrisur war, solange ich einen auf Tussi machen musste.

Vermutlich würde ich das Malheur in einem dieser »Nobelsalons in New Orleans«, von denen Ida Belle erzählt hatte, in Ordnung bringen lassen müssen, bevor es jemand bemerkte und anfing, Fragen zu stellen. Was mich daran erinnerte, dass ich noch bei Walter vorbeischauen und in Erfahrung bringen musste, wann mit der Lieferung der Batterie für Marges Jeep zu rechnen war. Um durch die vier Blocks von Sinful zu fahren, brauchte ich zwar nicht unbedingt ein Auto, aber nach New Orleans kam ich nur schlecht zu Fuß.

Als ich alles gesäubert hatte und wieder vorzeigbar war, schnappte ich mir ein Buch über die Waffen des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs, das ich im Schlafzimmer gefunden hatte, und machte mich auf zu Francines Café. Montags gab es zwar keinen Bananenpudding, doch beim Gedanken an das panierte Beefsteak, das ich am Sonntag gegessen hatte, lief mir das Wasser im Mund zusammen. Davon könnte ich gut noch eine Portion vertragen, gerne mit etwas Fruchtpastete zum Dessert. Gertie hatte gesagt, die gäbe es jeden Tag und war immer gut. Sie müsste fantastisch sein, um Gerties Kuchen toppen zu können, doch im Namen der Wissenschaft war ich gewillt, meinen Magen für diesen Vergleich zur Verfügung zu stellen.

Bis auf zwei grauhaarige Männer in der Ecke war Francines Café leer. Sie sahen interessiert auf, als ich eintrat, steckten die Köpfe zusammen und fingen an zu tuscheln. Vermutlich hatten sie seit mindestens zehn Jahren niemanden mehr unter dreißig gesehen und überlegten gerade, mit welcher Spezies sie es wohl zu tun hatten.

Francine winkte mir vom Grill aus zu und kam dann mit ihrem Notizblock rüber. »Schön zu sehen, dass weder mein Essen noch die Gesellschaft der Damen von Sinful Sie umgebracht haben.«

»Noch nicht; bei den Damen von Sinful steht das Urteil noch aus.«

»Ha. Sie lernen schnell. Nach dem Rennen, das Sie am Sonntag hingelegt haben, werden die Katholiken hinter Ihnen her sein.«

Ich blinzelte. Himmel, so hatte ich das ja noch gar nicht gesehen. Na toll, nun musste ich mir auch noch die Katholiken vom Leib halten. »Es ist nicht leicht, in dieser Stadt ein ruhiges Leben zu führen, oder?«

Francine lachte. »Ja, Leute, die noch nie in einer Kleinstadt gelebt haben, und schon gar nicht in einer Kleinstadt in den Südstaaten, denken immer, dass hier alles ganz langsam läuft und alle Menschen nett lächeln und einander zuwinken.

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