Weck mich nie (German Edition) by Martin Krüger

Weck mich nie (German Edition) by Martin Krüger

Autor:Martin Krüger [Krüger, Martin]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2019-03-12T07:00:00+00:00


KAPITEL 5

Der Regen nahm mit jedem Meter, den sie auf der Landstraße zurücklegte, an Stärke zu. Es waren gewaltige Wassermassen, die sich auf die Wälder und das schmale graue Band aus Asphalt ergossen, das durch sie hindurchführte. Die Scheibenwischer arbeiteten auf Hochtouren und kamen doch nicht gegen die Fluten an. Jasmin lenkte den Wagen Richtung Westen. Das Navigationsgerät wies ihr den Weg zur Adresse von Larsen, dem Historiker, die ihre Suchmaschine im Internet ermittelt hatte.

»Er lebt zurückgezogen und empfängt keine Besucher«, hatte Mattila, der seltsame kleine Buchhändler sie gewarnt. Das wollen wir doch mal sehen.

Im Radio spielte der Song einer lokalen Band. »Und am Wochenende wird es heiß hergehen, wenn die Jungs und Mädels in Skårsteinen spielen«, verkündete der Moderator anschließend. Jasmin entdeckte ein Plakat am Straßenrand. Wind und Wetter hatten ihm übel mitgespielt, das Papier hing an den Rändern in Fetzen herab.

Ob man nach dem, was geschehen war, noch immer daran festhalten würde? Der Mann im Radio schien noch nichts von den Neuigkeiten erfahren zu haben – was würde geschehen, wenn sich das änderte? Sollte sie ihn bitten, im Radio dazu aufzurufen, nach Paul Ausschau zu halten?

In einer Unebenheit, in der sich eine tiefe Pfütze gebildet hatte, kam der Wagen ins Schleudern. Aquaplaning, dachte Jasmin und packte das Lenkrad fester. Und womöglich sind auch die Reifen des Mietwagens nicht mehr die allerbesten.

Jasmin war so in Gedanken versunken, dass sie kaum bemerkt hatte, wie die Tachonadel auf über hundert geklettert war.

Du bist viel zu schnell unterwegs. Bei diesem Wetter ist das …

Gefährlich. Tödlich.

Ein greller Lichtblitz vor ihren Augen, wie aus Jeepscheinwerfern in einer kalten Nacht. Brandgeruch, der an ihre Nase drang, sie würgen ließ.

Für den winzigen Bruchteil eines Augenblicks war sie wieder dort in jener Nacht auf der regennassen Fahrbahn. Die durchdringenden Augen des Obdachlosen, der Schrei, als sie ihn überfuhr.

Jasmins Hände zitterten und umfassten das Lenkrad so fest, dass ihre Knöchel weiß unter der Haut hervortraten.

Das Ächzen der Stoßdämpfer, als der Wagen über den Körper hinwegrollte, es hatte sich für alle Zeiten in ihre Seele eingebrannt. Aber der Brandgeruch, den hatte sie beim letzten Mal nicht gerochen, das wusste sie. Was hatte das zu bedeuten?

Was immer es war, es konnte nichts Gutes sein.

Die Straße wurde schmaler und nach einigen Hundert Metern ging eine Seitenstraße zu ihrer Linken ab, kaum mehr als ein schlammiger Pfad, auf den ihr Navi sie führen wollte. Die Kiefern ragten hoch in den grauen Himmel auf und schwankten mit den Windböen hin und her. Kleine Äste lagen im Weg und knirschten beim Drüberfahren.

»Na, das wird ja großartig.«

Jasmin bremste ab und bog ein. Während sie das Steuer ruhig hielt und ringsherum die Bäume immer höher in den grauen Regenhimmel hinaufwuchsen, war es ihr, als rückten die Schatten in diesem dichten Waldstück bis ins Wageninnere vor. Jasmin schaltete das Abblendlicht an. Schroffe Gesteinsformationen ragten auf, moosbewachsene Felsen, denen der raue Seewind zugesetzt hatte. Nebel hing wie Dunst zwischen den Bäumen, alles tropfte, alles war nass.

Ein kleines Haus mit Spitzdach kam in Sicht, ein grauer Zaun, ein Tor,



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