Was uns verbindet: Roman einer Familie by Shilpi Somaya Gowda

Was uns verbindet: Roman einer Familie by Shilpi Somaya Gowda

Autor:Shilpi Somaya Gowda [Gowda, Shilpi Somaya]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783462321289
Herausgeber: Kiepenheuer & Witsch eBook


27

Karina

November 2014

In Rancho Paraiso wanden sich baumbestandene schmale Straßen über sanfte Hügel. Hier und da führte eine Einfahrt zu einem imposanten Tor mit Säulen, aber von der Straße aus waren keine Häuser zu sehen. Schließlich entdeckte Karina die richtige Hausnummer und bog in eine lange Schotterzufahrt, die auf beiden Seiten von Zitrusbäumen gesäumt wurde. An deren Ende befand sich ein kreisrunder Vorplatz mit einem Schalenbrunnen und dahinter ein weitläufiges zweigeschossiges Haus mit Vierfachgarage. Mehrere Autos parkten davor.

Karina stieg aus, zog am Saum des Sweatkleides, für das sie sich entschieden hatte und zu dem sie ihre hohen Lieblingsstiefel trug, und ging zu der wuchtigen Haustür, dicke Holzbohlen, auf denen ihre Fingerknöchel kaum ein Geräusch machten. Die Tür öffnete sich weit, und Micah stand vor ihr, mit einem kragenlosen, langärmeligen weißen Hemd und dunkelblauer Jeans besser gekleidet als sonst. Karina hielt ihm den Strauß Sonnenblumen hin, den sie mitgebracht hatte.

»Karina.« Micah breitete die Arme aus und trat ein paar Schritte zurück, damit sie eintreten konnte. Hinter ihm war ein riesiges Panoramafenster mit einem atemberaubenden Blick auf Pool und Garten und die wellige Hügellandschaft dahinter. »Willkommen in der Oase, unserem kleinen Paradies.« Er nahm den Strauß mit einer kleinen, dankbaren Verbeugung und führte sie ins Haus. »Hereinspaziert.«

Sie betraten die größte Küche, die Karina je gesehen hatte, mit einer großen Insel in der Mitte. Ein Dutzend Leute waren bei der Arbeit, begrüßten sie aber herzlich. Ericka wischte sich die Hand an einem Geschirrtuch ab und kam herüber, um Karina zu umarmen, bevor sie sich wieder ihren grünen Bohnen zuwandte.

»Da am Herd steht Guy, unser Koch, er leistet Schwerstarbeit«, sagte Micah und zeigte auf einen rundlichen Schwarzen mit Schürze.

Guy lächelte breit, als sie zu ihm gingen. »Salut, ma chère«, sagte er in waschechtem Französisch, beugte sich dann vor und küsste sie auf beide Wangen.

»Kann ich irgendwie mithelfen?«, fragte sie angesichts des geschäftigen Treibens um sie herum.

Micah reichte ihr ein Glas Weißwein und deutete auf einen Hocker. »Entspann dich erst mal. Du hattest doch heute Vormittag bestimmt alle Hände voll zu tun. Habe ich recht?«

Karina setzte sich und nickte. »Ich habe heute Morgen den Laden mit aufgemacht. Tut gut, mal für einen Moment von den Beinen zu kommen.« Der Wein war spritzig, nicht zu süß und gab ihr das Gefühl, sehr erwachsen zu sein. So guten Wein hatte sie bisher nur zu besonderen Anlässen bei ihren Eltern getrunken. In der Küche roch es aromatisch nach Kräutern, Knoblauch und dem Truthahn, der im Ofen briet. Karina betrachtete die Szene: Messer schabten über Schneidebretter, Leute lachten und plauderten, während sie aneinander vorbeigriffen, alle trugen verschiedenfarbige Schürzen, und allerlei Weingläser waren auf der langen Granitarbeitsplatte verteilt. Die Menschen im Raum stellten eine bunte Mischung von Hautfarben und Ethnien dar. Alles war chaotisch und köstlich und warm und festlich.

»Wenn du so weit bist«, Micah deutete mit dem Kinn auf ihr Glas, »führe ich dich ein bisschen rum.« Karina freute sich bei der Aussicht, eine Weile mit ihm allein zu sein. Sie trank einen letzten Schluck und stand auf. Als sie



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