Was keiner wissen darf by Hooper

Was keiner wissen darf by Hooper

Autor:Hooper
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-08-14T16:00:00+00:00


Für Lara wirkten die folgenden Stunden wie ein langer, ununterscheidbarer Moment. Befriedigte Leidenschaft wurde irgendwie wieder zu neu entfachter Leidenschaft, die sich zu einem umwerfenden Höhepunkt steigerte. Und wieder. Und wieder. Sie wusste, dass es Augenblicke von totaler Erschöpfung gab, aber dann hatten sie wieder genug Energie getankt, dass die Erschöpfung vergessen war. Es schien, als wäre zu viel Verlangen in ihnen, als dass es umfassend befriedigt werden könnte. Sie war sich von Zeit zu Zeit erstaunt und durchaus beeindruckt bewusst, dass in ihr nur wenig Raum war für zusammenhängende Gedanken.

Irgendwann vor dem Morgengrauen wurde aus einem der friedlichen Abschnitte Schlaf. Wenn Lara zu jenem Zeitpunkt denkfähig gewesen wäre, hätte sie bestimmt geglaubt, mindestens ein Jahr lang durchschlafen zu können, weil sie verschwommen spürte, dass sie nicht einen einzigen Muskel mehr bewegen konnte. Sie hatte jedoch nicht mit Ching gerechnet.

»Prrupp?«

Von Ching persönlich dazu erzogen, auf seine Bedürfnisse einzugehen, zwang sich Lara, ein Auge zu öffnen und über Devons breite Brust hinwegzuspähen. Es war hell im Zimmer; obgleich die Vorhänge geschlossen waren, fiel Tageslicht herein, und die Lampe auf dem Nachttisch brannte immer noch. Devon lag auf dem Rücken, hielt sie mit beiden Armen an sich gedrückt, und sie fühlte sich so rundherum entspannt, dass sie am liebsten ewig so liegen geblieben wäre.

Nur dass ihr sehr eigenwilliger Kater etwas von ihr wollte, und Geduld gehörte nicht zu seinen stärksten Charaktereigenschaften. Ching funkelte sie an und sah so beleidigt aus, wie nur eine Katze dies konnte.

»Kater«, murmelte sie schläfrig und gähnte.

Chings aquamarinfarbene Augen verengten sich. »Yah«, sagte er und schnaubte. Er gab sein Missfallen so deutlich zum Ausdruck, dass er fast vom Bett gefallen wäre. Das Bett war groß, aber Devon ebenfalls; Ching blieb nicht sehr viel Platz für sein ziemlich stattliches Hinterteil.

»Ich kann nicht«, eröffnete ihm Lara, die den Ärger ihres Katers völlig zutreffend als deutlichen Hinweis auf sein verspätetes Frühstück deutete. »Ich kann mich nicht bewegen. Du musst einfach noch etwas warten, verdammt noch mal.« Sie sprach im Flüsterton mit ihm.

Ching ließ die Glocke an seinem Halsband klingeln. Er schien dabei absolut unbeweglich, und Lara hatte nie herausgefunden, wie er es schaffte, die Glocke zum Klingeln zu bringen.

»Lass das«, sagte sie, leicht irritiert. »Das ist ja verrückt. Du wirst nicht gleich verhungern, weißt du.«

Die Glocke klingelte wieder, und Ching fügte ein deutliches »Yah!« hinzu.

»Ich gebe dir Leber. Du liebst Leber. Lass mich nur einfach noch ein paar Minuten hier liegen.«

»Yah!«

»Leber mit Ei. Das liebst du sogar noch mehr.«

»Yah!«

»Bitte. Hab Mitleid. Ich kaufe dir einen dieser Katzensitze, die man am Fenster befestigt, dann kannst du die Vögel beobachten, ohne dich am Türrahmen festkrallen zu müssen.«

Ching überlegte, offensichtlich reizte ihn diese Bestechung, aber dann schnaubte er.

»Ich weiß nicht, warum die Ägypter je Katzen verehrt haben.«

Ching lächelte sie an und sah dabei geradezu unheimlich weise aus. »Yah«, sagte er leise.

Lara stöhnte verzweifelt und schmiegte sich noch enger an Devons warme Seite. »Geh weg«, grummelte sie. »Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?«

Der Kater betrachtete sie eine Weile, dann warf er Devons schlafendem Gesicht einen Blick zu.



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