Was der Wind uns bringt by Caroline Fyffe

Was der Wind uns bringt by Caroline Fyffe

Autor:Caroline Fyffe [Fyffe, Caroline]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historical
Herausgeber: AmazonCrossing
veröffentlicht: 2014-09-29T22:00:00+00:00


Virgil erschien mit Reverend Hawthorn im Schlepptau, und alle versammelten sich in der kleinen Hütte. Seine Braut hatte Chase seit ihrem Gespräch am Morgen nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sarah und Mrs Hollyhock hatten sich mit ihr ins Schlafzimmer zurückgezogen und waren nun mit all den Frauendingen beschäftigt, die bei einer Hochzeit so anstanden. Im Wohnzimmer waren von ihnen nur ein Murmeln und andere leise Geräusche zu vernehmen, und all das machte Chase ganz nervös.

Seine Hochzeit! Nie hatte er glaubt, er würde diesen Tag noch erleben. War nie davon ausgegangen, eine Frau könnte ihn zum Bräutigam haben wollen. Aber das hier war natürlich eine andere Angelegenheit – Jessie hatte schließlich keine Wahl. Für Sarah würde sie alles tun. Sogar ihn zum Mann nehmen.

Zum wohl fünfzigsten Mal wischte er sich die Hände an der Hose ab.

»Verzeihen Sie«, wandte sich der Geistliche an Chase. »Wenn es geht, würde ich diese Angelegenheit gern so schnell wie möglich erledigen und nach Clancy zurückkehren. Da gehen in letzter Zeit schlimme Dinge vor sich. Einfach schrecklich. Vor Kurzem wurde ein junges Mädchen geschändet und ermordet, möge sie in Frieden ruhen. In unserer kleinen Stadt gibt es normalerweise keine Gewalt, jedenfalls nicht viel.«

Chase trat an die Schlafzimmertür und klopfte. »Jessie, es wird Zeit. Der Prediger wartet schon.«

»Wir kommen gleich«, erklang die knappe Antwort von Mrs Hollyhock. »Es gehört sich nicht, seine Braut zur Eile anzutreiben, Mr Logan. Machen Sie sich nicht gleich ins Hemd.«

Reverend Hawthorn räusperte sich und verdrehte die Augen. Er wechselte einen verständnisinnigen Blick mit Chase.

Virgil stand stumm in der Ecke. Er schob die Hand in die Brusttasche seines sauberen weißen Hemds und zog eine Uhr hervor.

»Wie spät ist es?«, wollte Chase wissen, der unruhig im Zimmer auf und ab ging.

»Viertel vor drei.«

»Frauen«, murrte Chase leise. »Nur ein paar Gelübde, ein paarmal ›Ja, ich will‹, mehr gehört doch nicht dazu. Dieser ganze Aufwand ist völlig unnötig.« So langsam verlor er wirklich die Geduld. Je schneller sie die Sache über die Bühne brachten, desto besser.

Endlich öffnete sich die Schlafzimmertür. Zuerst kam Sarah heraus, marschierte feierlich voran. Offenbar wusste sie, dass gleich etwas ganz Besonderes geschehen würde, denn sie konnte nicht aufhören zu lächeln. Sie trug ein rosa Kleidchen und eine abenteuerliche Hochsteckfrisur, aus der ihr etliche Strähnen ums Gesicht fielen. Sie strahlte, und ihre Augen leuchteten.

Als er den ersten Blick auf Jessie erhaschte, verliebte sich Chase gleich noch einmal in sie. Obwohl sie den Blick gesenkt hielt, umgab sie ein fast überirdischer Glanz. Ihr grünes Wollkleid erkannte er, doch sie hatte sich auch ihr Umschlagtuch umgelegt, das ihre Schultern umspielte und vor der Brust locker zusammengeknotet war.

Mrs Hollyhock musste ihrer Freundin beim Frisieren geholfen haben, denn so hatte er Jessies Haar noch nie gesehen. Die vorderen Partien waren hochgebunden, und zur Verzierung steckten Kiefernnadeln und ein paar hauchzarte Blätter darin. Die restliche Pracht fiel ihr über den Rücken wie flüssiges Gold und glänzte im Sonnenlicht, als sie nervös ihren Platz an seiner Seite einnahm.

Chase wünschte, sie würde ihn anschauen. Er sehnte sich danach, ihr Gesicht zu sehen, ihr in die Augen blicken zu können.



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