Was Jungs wollen by Pete Hautman

Was Jungs wollen by Pete Hautman

Autor:Pete Hautman [Hautman, Pete]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Jugendroman
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2013-01-28T23:00:00+00:00


Kapitel sechsundzwanzig

FROSCHPIPI

Liebe Miz Fitz,

ich fühle mich zu Jungen hingezogen, die gefährliche Sachen machen. Ist das schlimm?

– Victoria

Miz Fitz sagt:

Du fühlst dich zu solchen Jungen hingezogen, weil du hoffst, dass sie mit einem leckeren, dicken Mammut in die Höhle zurückkehren. Es ist auf jeden Fall besser, einen waghalsigen Freund zu haben, als selbst solche Nummern zu versuchen.

LITA

Nicht geschlafen zu haben stellte sich am nächsten Morgen als eindeutiger Vorteil heraus: Wenn man einen Frosch seziert, ist es das Beste, eine wandelnde Leiche zu sein. Nicht, dass ich besonders viel Sezierarbeit gemacht hätte. Ich tat einfach so, als wäre ich voll bei der Sache und ließ Emily machen, denn sie hatte schließlich Nachhilfe bei dem schlauesten Naturwissenschaftsstreber der Schule.

»Du bist ja nicht besonders gesprächig«, bemerkte Emily, während sie die Haut vom Frosch löste und etwas hervorholte, was vielleicht die Leber war. Oder der Magen.

»Ich habe genug damit zu tun, angeekelt zu sein«, sagte ich. »Igitt.«

»Hast du gestern Abend noch irgendwas gemacht?«

»Ich hab ein ganzes Buch gelesen. Rebecca.«

»Und wann bist du ins Bett gegangen?«

»So um halb sechs … Was machst du da?«

»Ich suche seinen Schniepel.«

»Haben Frösche Schwänze?«

»Genau das sollen wir herausfinden.«

»Wissen wir überhaupt, ob es ein Männchen ist?«

»Nein.«

»Vielleicht sollten wir Adam fragen. Der ist doch Experte auf dem Gebiet«, sagte ich. »Was ist das?«

»Ich glaube, das ist seine Blase.« Sie stach mit der Spitze des Skalpells hinein. Ein dünner Strahl schoss aus dem kleinen Säckchen und traf mich mitten ins Gesicht.

Mit Froschpisse bespritzt zu werden ist nicht gerade die beste Art, den Schultag zu beginnen (und auch nicht irgendeinen anderen Tag), weswegen ich es nicht besonders toll fand, dass Emily lachte und sagte: »Ich glaube, wir haben seinen Schniedel gefunden.« Um das Ganze noch schlimmer zu machen, lief ich auf die Toilette und schrubbte mein Gesicht so doll, dass ich schließlich lauter rote Flecken hatte. Ich versuchte sie mit meinem kläglichen Make-up-Vorrat (ein winziger Probetiegel Grundierung) abzudecken, aber ich hatte nur genug für eine Gesichtshälfte, was noch viel schlimmer war als gar nichts.

Lange Rede, kurzer Sinn, schließlich lag ich mit einem feuchten Handtuch über den Augen im Krankenzimmer, um mich von meiner durch Froschpisse verursachten »Migräne« zu erholen. Ich hatte noch nie in meinem Leben Migräne gehabt, aber Mrs Kathryn Fleet, unsere Krankenschwester, wusste das nicht.

Während ich da lag, vertrieb ich mir die Zeit damit, mir den perfekten Typen vorzustellen. Bei den Schuhen fing ich an: perforierte schwarze Lederturnschuhe von Diesel (denn Schuhe sind wichtig). Er bekam eine schöne Jeans, nicht eine von diesen superweiten Baggys, sondern eine, wo man auch sehen kann, dass der Typ zwei Beine hat. Das Oberteil war schwierig. Ich entschied mich für ein schlichtes schwarzes T-Shirt (ich könnte ihm zu Weihnachten immer noch etwas Besseres besorgen). Und was den Rest angeht: Das Gesicht, das vor meinem geistigen Auge auftauchte, war das von Brett. Ich versuchte mir jemand anders vorzustellen, aber er verwandelte sich immer wieder in Brett. Dann muss ich eingeschlafen sein, denn auf einmal träumte ich von Fröschen. Stellt euch das vor: Ich seziere einen Frosch und berühre gerade mit dem Skalpell den kleinen Rotzklumpen von einem Gehirn, als er zu mir sagt: »Küss mich.



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