Warrior Cats Short 02 - Distelblatts Geschichte by Hunter Erin

Autor:Hunter, Erin
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 978-3-407-74704-4
Herausgeber: Gulliver von Beltz & Gelberg
veröffentlicht: 2016-02-09T00:00:00+00:00

7. Kapitel

Distelblatt schlief nach ihrer Rückkehr zwei volle Tage lang. Fallendes Blatt brachte ihr Fische, die sie aß, wenn sie kurz wach wurde, und einige ihr unbekannte Kräuter gegen den Husten, der sie quälte, seit sie den unablässigen Wind hinter sich gelassen hatte. Ihr Nest war noch an der gleichen Stelle, aber weicher und tiefer, als sie es in Erinnerung hatte.

»Ich habe mehr Federn draufgelegt«, gestand Fallendes Blatt schüchtern. »Für den Fall, dass du zurückkommst.« Dann kletterte er vorsichtig neben sie und schmiegte sich mit seinem kalten Körper an sie, bis sie wieder eingeschlafen war.

Endlich fühlte sich ihr Kopf beim Aufwachen klarer an, sie war hungrig und rastlos. Gelbes Licht sickerte in den Tunnel, ein Zeichen, dass draußen die Sonne schien. Distelblatt lag allein in ihrem Nest, aber kurz darauf tauchte Fallendes Blatt mit einem kleinen Fisch auf.

»Hier, iss das«, drängte er und ließ die Beute neben ihr fallen.

Der Fisch schmeckte nicht so gut wie die Mäuse und Eichhörnchen aus dem Wald – Distelblatt glaubte nicht, dass es etwas Besseres gab –, aber sie schluckte gehorsam und fühlte sich gestärkt. Fallendes Blatt saß neben ihrem Nest und beobachtete sie.

»Ich bin dem Fuchswelpen wieder begegnet«, erzählte Distelblatt und leckte die letzten Fischreste von ihren Schnurrhaaren.

Fallendes Blatt staunte. »Bist du sicher, dass es derselbe war?«

»Ganz sicher. Ich habe seinen Geruch sofort erkannt.«

»Hat er dich erkannt?«, fragte Fallendes Blatt.

Distelblatt senkte den Blick auf die Pfoten und schüttelte den Kopf. Sie kam sich dumm vor und gab nur ungern zu, was sie getan hatte, hoffte aber, dass das Urteil von Fallendes Blatt nicht zu streng ausfiel. »Für ihn war ich nur ein saftiges Beutestück«, miaute sie leise. »Ich bin ihm gerade noch entwischt.«

Sie spürte etwas Weiches an ihrem Ohr. Fallendes Blatt berührte sie mit der Schwanzspitze. »Das tut mir wirklich leid. Du hast ihm das Leben gerettet, und das ist der Dank dafür? Es gibt Tiere, die einfach nicht wissen, was sich gehört!«

In seiner Stimme lag ein kaum unterdrückter ironischer Unterton, und als Distelblatt aufblickte, sah sie seine Augen spöttisch blitzen. »Es war wohl ziemlich mäusehirnig von mir, zu glauben, dass er mich erkennen würde«, gab sie zu.

»Das kann man wohl sagen!«, platzte Fallendes Blatt heraus. »Was hast du denn erwartet? Dass er dich in seinen Bau mitnimmt und seiner Mutter vorstellt?«

Distelblatt sah weg. »Ich war so allein«, flüsterte sie. »Ich wollte einen Freund.«

Im nächsten Moment hockte Fallendes Blatt neben ihr und schmiegte seinen Pelz an sie. »Und den hast du auch«, versicherte er. »Hier neben dir. Also, ich hab die Patrouillen total vernachlässigt, während du weg warst. Sollen wir bei den Tunneln anfangen – nur für den Fall, dass der Fuchs auf die Idee kommt, dir zu folgen? Und schauen dann mal, ob du noch weißt, wie man Fische fängt?«

Später, als es hinter den Löchern in der Decke dunkel geworden war und Distelblatts Pfoten schmerzten, weil sie so viel auf dem Felsboden gerannt war, lag sie in ihrem Federnest und fühlte sich nicht mehr ganz so einsam. Sie schnurrte und Fallendes Blatt regte sich neben ihr.

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