Wallenstein. I. (of 2) by Alfred Döblin

Wallenstein. I. (of 2) by Alfred Döblin

Autor:Alfred Döblin [Döblin, Alfred]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-11T00:00:00+00:00


Der größere Teil des Infanterieregiments Rudolf Kolloredo, einige Kompagnien des Dragonerregiments Neuhaus wurden abgedankt.

Aus den Summen, die an Wallenstein geflossen waren, ersteigerte er neue Güter; streckte die Hand nach dem freiwerdenden Besitz im Nordosten aus; Friedland und Reichenberg Welisch Schuwigara Gitschin kamen an ihn aus dem Nachlaß des Redern. Das Geld, das an ihn floß, hielt er nicht zurück. Als sein Besitz so groß geworden war, als er dem Kaiser neunzigtausend Gulden für die Abdankung des Regiments Holstein vorgestreckt hatte, dazu noch unaufgefordert die Kavallerie bezahlte, war der Wiener Hof ihm eine Standeserhöhung schuldig. Man zeichnete ihn vor den übrigen böhmischen Edlen, die an der Unterwerfung Böhmens gearbeitet hatten, mit dem Fürstentitel aus. Der Serbe wurde belohnt durch Aufnehmen in die böhmische Kammer.

Liechtensteins Ansicht, daß das Volk anfange, weich zu werden, schloß sich der kaiserliche Hofrat an, indem er befahl, nunmehr neue besondere Steuern auszuschreiben. Die Räte in Wien waren übler Stimmung über die Unordnung in Böhmen; die Schwierigkeiten waren nicht zu beheben. Auf Gurland, dem Schatzmeister, und dem Abt Anton lag das Entsetzen; die Schuldenlast verminderte sich nicht; dazu hing neuer Krieg in der Luft. Abt Anton wandte sich durch den Gouverneur an die reichen Herren des Landes; die schwiegen, taten, als ob sie ratlos wären. Sie wußten auch, daß neuer Druck gefährlich war, da sie nicht allein in Böhmen hausten; ringsum wohnten Bauern, in deren Schränken sich auffällig viel Morgensterne Schlaghämmer Sensen sammelten. Man fing Boten ab von Bethlen Gabor, dem protestantischen Fürsten von Siebenbürgen, geschickt an die böhmischen Brüder; sie sollten nicht verzagen, nicht verzagen.

Eine Getreidekontribution wurde ausgeschrieben. Michna, der Kammerrat, hob noch einmal die Sense zum Schnitt. Er hatte keine Furcht. Er fragte in Wien an, was man von ihm verlange, wenn er den Wert der ganzen Getreidekontribution erwerbe. Michna, nach Abtragung seiner Schuld an die Judenschaft wieder im Besitz ungeheurer Summen, ein blinder Eber, so stürzte er vorwärts, um die Distanz zu den übrigen auszugleichen. Bassewi Liechtenstein berechneten schon den Ertrag seines Nachlasses, denn er würde von den Bauern erschlagen oder von der Hofkammer entlarvt werden. Aber er war verzaubert, sein Herz verkrampft. In sein kleines ärmliches Haus in der Neustadt war eine geringe Wohlhabenheit gestiegen; er hielt sich einen Reiterjungen für sein Pferd, eine alte Kutsche für seinen schweren Leib. Seinen Eltern schickte er unbedeutende Summen, duldete nicht, daß sie ihn besuchten. Mit Vergnügen ging er in die Paläste seiner Geschäftsfreunde; das schien ihm alles kindisch und verächtlich. Eine schmerzartige Wut befiel ihn nur in dem Schlosse Wallensteins; von hier nahm er einen Stachel mit; dieser Oberst baute aus einem Überfluß heraus, so frech, so aufreizend, daß er vor seiner schönen heimwehkranken Frau schmähte: dieser Oberst sei eine Schande für das Land, es sei schon recht, wenn ihn die Bauern beseitigten; es sei ein Hohn auf alles, was unter Menschen billig sei. Der Anblick des Schlosses Wallensteins, der Grimm über die erlittene Gewalt, war es, der Michna kopfüber auf die Getreidekontribution stürzte. Sie fiel ihm zu um den Preis der Brotlieferung an sämtliche in Böhmen stehenden Truppen.



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