WIEN SAGA 01 - Die Bomben werden Walzer tanzen by Gitta Landgraf-Hausmann

WIEN SAGA 01 - Die Bomben werden Walzer tanzen by Gitta Landgraf-Hausmann

Autor:Gitta Landgraf-Hausmann [Landgraf-Hausmann, Gitta]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Geschichte, 2. Weltkrieg, Familie, Wien, Österreich, Liebesgeschichten
Amazon: B00EUXLX8Q
veröffentlicht: 2013-08-28T00:00:00+00:00


* * * * *

Hans rannte die Rotenturmstraße hinauf, so schnell ihn die Beine trugen. Die Stiefel knallten rhythmisch auf das Pflaster, während sein Blick vorauseilte und hoffte, Eva in dem Menschengedränge zu entdecken.

Die Innenstadt war seit Kriegsbeginn das Ziel und der Zufluchtsort vieler Menschen, die die Keller ihrer eigenen Behausungen für nicht sicher genug hielten. Die tief unter der Erde gelegenen Katakomben, fest gemauerten unterirdischen Gewölbe und die solide gebauten Keller der Bauten des ersten Bezirkes versprachen größtmöglichen Schutz und Rettung.

"Der Philipphof ist sicher. Wenn sie bis dorthin kommt, kann ihr nicht viel passieren", dachte Hans während er sich den Weg durch die Menge bahnte.

Eine Frau - seine Frau - mit Kinderwagen musste doch zu finden sein!

Verdammt, dass er nicht gefragt hatte, was sie anhatte!

Unsinn!

Was sollte sie schon viel anderes tragen als den dunkelgrünen Mantel, der schon so verblichen war, dass er bei einer gewissen Beleuchtung lila schimmerte.....

Wenn sie da lebend herauskommt, bekommt sie einen neuen Mantel, versprach Hans völlig unsinnig sich selbst und - Gott?

Als wenn den interessiert hätte, ob Menschen neue oder alte Mäntel trugen.

Wenn sie das überlebt, setzte er auf ein Neues an.

Wenn sie das überlebt, werde ich nie wieder am Sinn meines Lebens zweifeln, versprach er.

Wenn sie überlebt...

Wenn sie überlebt, trommelten seine Stiefeln, während sein Atem schon pfeifend aus den Lungen schoss.

Sie muss überleben, bat und bettelte er. Bedachte nicht, in welcher Gefahr er selbst schwebte.

Die Luftschutzsirenen heulten noch immer, vereinzelt war das Geknatter der Geschütze der Fliegerabwehr zu hören, die das Geschwader des Todes jedoch nicht aufhalten konnten.

Bildete er es sich ein, oder hörte er bereits das tiefe Brummen und Dröhnen der Bomber, die bald wie überdimensionale Hornissen am Horizont auftauchen würden?

Er hielt einen Moment an, holte keuchend Luft, presste die Hand in die Seite, in der es wie rasend stach. Ein Übel, das ihn seit seiner frühesten Kindheit plagte. Er zwang sich, es nicht zu beachten und lief weiter.

Er hatte den Stephansplatz erreicht.

Und da sah er sie!

Eva schob den Kinderwagen in eigenartig schlingernden Bewegungen. Viel zu langsam bewegte sie sich über die leere Fläche, in deren Mitte der alte Steffel in erhabener Schönheit stand.

Imponierend ragte er in seiner steinernen Vollkommenheit gegen Himmel, von den Kriegswirren nahezu unberührt, die Zufluchtsstätte vieler inbrünstig betender Menschen. Der Stolz und die Liebe eines jeden Wieners.

Hans registrierte, dass die Straßen der Innenstadt nicht so überfüllt waren, wie ansonsten vor einem Fliegerangriff.

Hatten viele andere auch den ausländischen Sender gehört, der die Angriffsziele der herannahenden Bomberverbände nannte?

Wussten die Wiener bereits, dass das Herz von Wien das Ziel war?

Fast schien es so.



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