Voyeur by Simon Beckett

Voyeur by Simon Beckett

Autor:Simon Beckett [Beckett, Simon]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Rowohlt Digitalbuch
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


*

Am nächsten Morgen war Anna beinahe fröhlich. Nicht nur weil sie nun das Gefühl hatte, dass etwas unternommen wurde, um Marty zu finden, sondern weil sie auch selbst etwas herausgefunden hatte.

«Marty hat die Flugtickets nicht mitgenommen!»

Für einen Moment war ich verwirrt. «Flugtickets?»

«Nach Amerika! Sie sind noch in der Wohnung! Dadurch, dass Marty verschwunden ist, hatte ich sie ganz vergessen. Doch nachdem ich gestern gesagt habe, ich könnte mit dem Geld, das ich für Amerika gespart habe, den Detektiv bezahlen, sind sie mir plötzlich wieder eingefallen. Ich habe nachgeschaut, und sie sind noch da!»

Ich verstand nicht, warum sie deswegen so aufgeregt war. «Ach. Gut.»

Meine Reaktion hatte sie wohl enttäuscht. Sie sah sich zu einer Erklärung genötigt. «Verstehen Sie nicht, was das bedeutet? Er muss zurückkommen wollen! Wenn er vorgehabt |202| hätte, für immer zu verschwinden, hätte er doch mindestens ein Ticket mitgenommen, oder?»

Ich antwortete, ohne nachzudenken. «Nicht unbedingt. Wenn niemand wissen soll, wohin er verschwunden ist, wird er kaum ein Flugticket benutzen, von dem Sie wissen. Und vielleicht will er gar nicht zurück nach Amerika.»

Anna fuhr mich wütend an. «Vielen Dank, Donald. Sie wissen wirklich, wie man jemandem Mut macht.»

Erstaunt starrte ich sie an. Aber es tat ihr sofort leid. «Entschuldigen Sie, ich habe es nicht so gemeint.»

«Schon … schon in Ordnung.»

«Nein, ich hätte nicht so mit Ihnen reden dürfen.» Sie schien plötzlich ernüchtert zu sein. «Tut mir leid. Sie haben ja recht, ich klammere mich an Strohhalme.»

«Nein, nein, ich hätte Sie nicht entmutigen dürfen.» Als ich sah, wie niedergeschlagen sie nun war, bereute ich es aufrichtig.

«Doch, es stimmt ja. Ich steigere mich nur sinnlos in etwas rein.» Sie setzte sich, ihre Munterkeit war verschwunden. «Wahrscheinlich war ich durch die Sache mit dem Detektiv immer noch wie benebelt. Weil nun endlich etwas getan wird, wissen Sie? Als ich dann die Tickets gefunden habe, war es, als wäre Marty gar nicht ganz verschwunden. Ich habe mir eingeredet, dass es ein gutes Zeichen ist.» Sie lächelte mich traurig an. «Aber Sie haben recht. Dass sie noch da sind, hat eigentlich nichts zu bedeuten, oder? Es war dumm von mir.»

«Das dürfen Sie nicht sagen. Es ist ganz normal, dass Sie sich Hoffnungen machen.»

«Ja, aber es hat keinen Sinn, dass ich mir etwas vormache. |203| Oder dass ich Sie anblaffe. Sie haben ja nur gesagt, was ich bereits wusste. Martys Vater habe ich gestern Abend erst gar nichts von den Tickets erzählt, weil ich mir vorstellen konnte, was er dazu sagen würde.» Sie seufzte und schüttelte den Kopf. «Es tut mir wirklich leid, Donald. Ich habe mich wie eine dumme Kuh benommen. Das haben Sie nicht verdient.»

Ich tätschelte ihre Hand. «Sie müssen sich nicht entschuldigen. Machen Sie sich deswegen bloß keine Gedanken.» Dann fragte ich beiläufig: «Also hat Martys Vater Sie wieder angerufen?»

Sie schüttelte den Kopf. «Ich habe ihn angerufen. Ich dachte, es würde ihn freuen, dass ich etwas unternommen habe.»

«Und, hat er sich gefreut?»

«Wenn, dann hat er es sich nicht anmerken lassen. Er war auf jeden Fall keine Spur netter.» Sie zuckte mit den Achseln.



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