Vortex: Roman (German Edition) by Robert Charles Wilson

Vortex: Roman (German Edition) by Robert Charles Wilson

Autor:Robert Charles Wilson [Wilson, Robert Charles]
Die sprache: deu
Format: mobi
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-07-08T22:00:00+00:00


2.

Die anderen Soldaten reagierten schnell und professionell: Sie packten ihre Handscheinwerfer und winkten die Zivilisten zurück. Sie taten dies, obwohl Hunderte oder Tausende dieser winzig kleinen, kristallinen Schmetterlinge über sie herfielen, ihnen die Sicht raubten, ihre Anzüge bedeckten.

Die Schmetterlinge ließen sich auch auf mir und Oscar nieder, aber nicht so aggressiv. Wenn ich den Arm schüttelte, ließen sie los und fielen wie betäubt zu Boden. Und wenn ich sie von Oscars Anzug streifte, geschah das Gleiche.

Dennoch rannten wir. Rannten den Weg zurück, den wir gekommen waren. Vor uns vollführten die Lichtfinger der Handscheinwerfer einen kreisenden, hektischen Tanz, und im Headset hörte ich gebellte Kommandos und Schreie, während uns die kristallinen Artefakte stumm wie Schnee umwirbelten.

Andere Mitglieder der Expedition fielen zurück; ich bemerkte es, weil ich immer wieder einen Blick über die Schulter warf. Wer stürzte, wurde augenblicklich angefallen, verschwand in einer gläsernen Verwehung, wurde zu einem bleichen Hügel, der sich anfangs noch bewegte, dann aber zur Ruhe kam – und ich begriff, dass diese Männer und Frauen starben.

Zuerst starben die Techniker. Die Soldaten trugen schwerere Monturen, aber auch sie wurden allmählich dahingerafft. Unzählige Handscheinwerfer lagen am Boden und schickten ihre Lichtstrahlen kreuz und quer über die Ebene.

Zweimal musste ich stehen bleiben und die Schmetterlinge von Oscars Anzug streifen. Ich war viel zu aufgeregt, um mich darüber zu wundern, warum ich immun gegen sie war. Oscar war es jedenfalls nicht – die feinen, aber rasiermesserscharfen Beinchen hatten seinen Schutzanzug stellenweise zerfetzt, und manche dieser Stellen waren blutig. Ich machte mir Sorgen um seine Gesichtsmaske und die Sauerstoffzufuhr und versuchte die empfindlichsten Stellen zuerst zu säubern. Eine Weile rannten wir Arm in Arm – was die Schwärme offenbar abhielt. Das panische Geschnatter und die Schreie in meinem Headset verebbten, aber die Stille, die darauf folgte, war weitaus schrecklicher. Schwer zu sagen, wie lange oder wie weit wir liefen. Wir liefen, bis wir nicht mehr konnten, bis ich nur noch ein Geräusch hörte: mein stoßartiges Keuchen. Dann spürte ich einen plötzlichen Widerstand – Oscars Arm, der mich zurückzerrte – und dachte: Er hat es nicht geschafft, er hat es …

Aber so war es nicht. Als ich mich nach ihm umdrehte, sah ich, dass er sauber war: kein Schmetterling auf seinem Anzug. Und obwohl ihm das Entsetzen ins Gesicht geschrieben stand, machte er einen gefassten Eindruck. »Bleiben Sie stehen«, keuchte er. »Wir sind außer Reichweite. Bleiben Sie stehen, bitte.«

Ich warf einen Blick zurück.

Die Scheinwerfer waren noch in Betrieb, im Scherengitter der künstlichen Beleuchtung waren die Maschinen der Hypothetischen deutlich zu sehen. Nichts Menschliches regte sich dort hinten.

Der Wind blies uns körnigen Schnee um die Füße, und über uns glitzerten die Sterne. Wir standen da und fröstelten, warteten … worauf? Auf einen Nachzügler, der es auch geschafft hatte? Einen weiteren Angriff? Aber da war nichts und niemand mehr.

Dann, in rascher Folge, erloschen die Scheinwerfer.

Dank der Signaltracker in unseren Anzügen fanden wir zur Flugmaschine zurück. Der Marsch war lang und beschwerlich gewesen, doch so erschüttert wie wir waren, hatten wir kaum ein Wort gewechselt. In der



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