Von Dracula bis Korsakov by Harald Stöber

Von Dracula bis Korsakov by Harald Stöber

Autor:Harald Stöber [Harald Stöber]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Engelsdorfer
veröffentlicht: 2012-07-20T04:00:00+00:00


Wieder in Usbekistan

Per Taxi zur Grenze – kein Problem. Natürlich waren wir wieder einmal zu früh am Ziel, wird dieser Übergang doch erst um 8.30 Uhr fürs Volk geöffnet, also eine Stunde warten. Die Abfertigung auf tadschikischer Seite erfolgte problemlos, wenngleich es die Zollbeamten für geboten hielten, den Inhalt unseres bescheidenen Gepäcks in Augenschein zu nehmen. Ziemlich deprimierend übrigens der Anblick der jungen Grenzsoldaten, die in Jahrzehnte alten Uniformen mit Hammer und Sichel am Koppel stecken, deren Nähte die Kerle schon x-mal mit grobem Zwirn selbst zusammengezogen hatten. Auf usbekischer Seite war’s Abfertigungs-Niveau besser, und auch unser Doppel-Visum für zwei Einreisen verursachte keinerlei Probleme. Per preislich sehr günstigem Privat-Sammeltaxi ging es dann direkt nach Samarkand, das waren ab Grenze noch einmal zirka 50 Kilometer, wo wir im unmittelbaren Stadtzentrum und auf Anhieb ein günstiges Apartment im Hotel Zarina belegen konnten.

Das fast schon mystisch anmutende Samarkand ist ein Highlight des sogenannten Seidenreiches, eine Stadt, die man ohneweiteres auch zweimal besuchen kann. Das erste Mal weilten wir gegen Ende 1999 hier, machten ausgiebig Station auf unserer zirka 24.000 Kilometer langen Überland-Tour nach Hongkong. Nicht zuletzt deshalb hielten wir es für ausreichend, uns diesmal nur aufs Allerwesentlichste zu beschränken, und das ist zunächst ein kurzer Blick auf die bewegte Geschichte dieser Metropole: 329 v. Chr. von Alexander dem Großen, 712 n. Chr. von den Arabern erobert; Residenz der Samaniden; 1220 von Dschingis Khan in Besitz genommen; 1369 Residenz Amir Temurs, der bis auf den heutigen Tag in Usbekistan hoch im Kurs steht.

Von unserer Bleibe aus bedurfte es nur ein paar Gehminuten und wir hatten Samarkands größte Sehenswürdigkeit vor Augen: den unbeschreiblich schönen Registan, den wir uns im Laufe unseres diesmaligen Aufenthaltes hier gleich mehrere Male gönnten – morgens, mittags, abends. Im Wesentlichen besteht dieses Ensemble aus drei Gebäudeteilen: Rechter Hand bewundert man die Sher Dor Madrasa (1636) mit den berühmten beiden »Tigern mit Sonnengesicht über dem Rücken«, eine im Islam höchst fremdartige Darstellung, da menschliche Antlitze normalerweise an/in sakralen Bauwerken gemäß Koran tabu sind. Einer dieser »Sonnentiger« ziert übrigens die 200-cym-Noten. Gegenüber ragt die Ulugbek Madressa (1420) ebenfalls mit riesigem Eingangstor und reich dekoriert empor. In der Mitte befindet sich die Tillya Kori Madressa (1660), deren Fassade stilistisch den anderen zwar gleicht, doch auch hier staunt man über fantasievolle, völlig anders gestaltete Dekore. Flankiert und bestückt sind die drei Madressas (Hohe Koranschulen) jeweils von kunstvoll gestalteten Minaretten beziehungsweise auch Kuppeln, die jedoch zum Teil bereits arge Schlagseite haben oder, wie die äußeren Minarette, in der Mitte sogar schon abgebrochen sind. Hinter jeder der drei gewaltigen Fassaden befinden sich weitere Arkaden-Innenhöfe, die allerdings zu Souvenirmärkten umfunktioniert wurden – schade! Lediglich in der Tillya Kori Madressa findet man noch eine sakrale Nische, wunderbar ausgestattet mit vergoldetem Dekor.



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