Vollgas by Hill Joe

Vollgas by Hill Joe

Autor:Hill, Joe [Hill, Joe & King, Stephen]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-13T04:00:00+00:00


Haverhill, Massachusetts

Das Gör war acht Jahre alt, als es das erste Mal auf der Suche nach einem verlorenen Gegenstand die überdachte Brücke überquerte.

Das geschah so: Sie waren gerade erst vom See zurückgekehrt, und das Gör befand sich in seinem Zimmer und hängte ein Poster von David Hasselhoff auf – er stand in einer schwarzen Lederjacke mit verschränkten Armen vor K.I.T.T. und zeigte sein typisches Grinsen, bei dem sich Grübchen auf seinen Wangen bildeten –, als es aus dem Schlafzimmer der Eltern einen entsetzten Aufschrei hörte.

Das Gör hatte einen Fuß auf das Kopfbrett des Bettes gestellt und drückte das Poster mit dem Oberkörper gegen die Wand, während es die Ecken mit braunem Klebeband befestigte. Es erstarrte und legte lauschend den Kopf schief. Besorgt war das Gör nicht, es fragte sich lediglich, worüber sich seine Mutter jetzt schon wieder aufregte. Es klang so, als hätte sie irgendetwas verloren.

»… hatte ihn!«, rief die Mutter. »Ich weiß, dass ich ihn hatte.«

»Vielleicht hast du ihn ja am Wasser abgelegt?«, sagte Chris McQueen. »Bevor du in den See gegangen bist? Gestern Nachmittag?«

»Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich nicht schwimmen war.«

»Womöglich hast du ihn abgenommen, als du dich mit der Sonnencreme eingeschmiert hast?«

So ging es immer weiter hin und her, aber das Gör – Victoria für ihre Grundschullehrerin, Vicky für ihre Mutter, doch für ihren Vater und in ihrem Herzen das Gör – beschloss, die Sache erst mal zu ignorieren. Mit ihren acht Jahren war sie die Gefühlsausbrüche ihrer Mutter längst gewohnt. Linda McQueens überdrehtes Lachen und die exaltierten Ausrufe der Enttäuschung bildeten den Soundtrack ihres Lebens und waren nur selten wirklich ernst zu nehmen.

Sie glättete das Poster, klebte die restlichen Ecken fest und trat dann einen Schritt zurück, um es zu bewundern. David Hasselhoff – wie cool! Sie kniff leicht die Augen zusammen und versuchte festzustellen, ob das Poster wirklich gerade hing, als sie eine Tür knallen hörte, einen weiteren wütenden Schrei – wieder ihre Mutter – und dann die Stimme ihres Vaters.

»Hab ich’s nicht gewusst, dass es darauf hinausläuft?«, sagte er. »Wie auf Bestellung.«

»Ich habe dich gefragt, ob du im Badezimmer nachgesehen hast, und du hast das bejaht. Du hast gesagt, dass wir alles hätten. Hast du nun im Badezimmer nachgesehen oder nicht?«

»Ich weiß es nicht. Nein. Wahrscheinlich nicht. Aber es spielt keine Rolle, weil du ihn nicht im Badezimmer gelassen hast, Linda. Willst du wissen, woher ich weiß, dass du deinen Armreif nicht im Badezimmer gelassen hast? Weil du ihn gestern am Seeufer vergessen hast. Du und Regina Roeson, ihr habt euch in der Sonne geaalt und euch ein paar Margaritas gegönnt, und dann warst du so entspannt, dass du deine Tochter irgendwie ganz vergessen hast und eingeschlafen bist. Und als du wieder wach wurdest, warst du eine Stunde zu spät dran, um deine Tochter rechtzeitig von der Tagesbetreuung abzuholen …«

»Ich war nicht eine Stunde zu spät.«

»… du bist panikartig losgefahren. Und hast deine Sonnencreme liegen gelassen, genau wie dein Handtuch und deinen Armreif. Und jetzt …«

»… und ich war auch nicht betrunken, falls du das andeuten willst.



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