Vielen Dank, liebe Spinne 3 by Niklaus Schmid

Autor:Niklaus Schmid [Schmid, Niklaus]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi, Kriminalgeschichten, Crime, Short, Berlin, Bär, Einbruch, Coup, Polizei, Raub, Diebesgut, Mafia
Herausgeber: 110th
veröffentlicht: 2015-01-19T23:00:00+00:00

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OLEG, DIE NAVIS UND ICH

1

Toller Job! Wir fahren über die Autobahn, gucken uns die Lastwagen an und kriegen Geld dafür. Später.

Oleg haut mir auf den Unterarm. „Kalle, guck! Ist er, Brummi vor uns.“ Oleg lässt gern die Artikel weg, er hält sie für überflüssig. Oleg lässt überhaupt viel weg. Trägt kein Hemd unter der Lederjacke, raucht Filterlose, schlägt zu, ohne lange zu fragen. Oleg ist ein Mann der Tat. Ich bin ihm zugeteilt, als zweiter Fahrer. Im Moment sitzt Oleg auf dem Beifahrersitz.

Ich frage ihn: „Woran siehst du das?“

„Beschreibung Bosse, stimmt genau. Brummi mit Anhänger, blaue Plane, Kennzeichen Karlsruhe UP 433, korrekt.“ Oleg klappt sein Handy zu, legt es auf die Mittelkonsole. Der Laster vor uns setzt den Blinker zur Ausfahrt Raststätte Pfälzer Weinstraße. Ich fahre hinter ihm her und biege dann auf den Parkplatz ein.

Von der Parkbucht für Pkw, wo wir mit unserer Familienkutsche stehen, haben wir einen guten Ausblick auf die Reihe der Lastzüge, viele sind es nicht. Es ist noch früh, wird gerade erst dunkel.

„Vielleicht machen die jetzt eine Pause, das wäre gut.“

Oleg schüttelt den Kopf. „Müssen weiter. Haben Termin, kurzer Stopp.“

Er hat recht. Die Fahrertür wird aufgestoßen, nur ein Mann springt heraus, macht Kniebeugen und begibt sich in Richtung der Gaststätte.

Als das neonblaue Licht der Leuchtreklame Raststätte Pfälzer Weinstraß e auf den Mann fällt, sagt Oleg: „Zugriff!“ Er benutzt gern Begriffe aus der Polizeisprache, obwohl wir ja eher der anderen Seite angehören.

Oleg zieht den Reißverschluss seiner Lederjacke auf, im Hosenbund wird eine Pistole sichtbar, ein mächtiges Ding, das bestimmt aus russischen Armeebeständen stammt. Oleg kommt aus Russland, aus Polen oder Bulgarien; er spricht nicht gern darüber.

„Los, Kalle!“, befiehlt er.

Ich fahre los, halte neben dem Anhänger mit der blauen Plane. Aus unserem Wagen raus und in die Fahrerkabine von dem Laster rein, das ist für Oleg fast eine Bewegung. Als ich mich Sekunden später neben ihn auf den Bock schwinge, sehe ich den Beifahrer, der sich gerade aus seiner Koje wälzt. „He! Was soll das …?“

Oleg klatscht ihm die Armeepistole gegen die Stirn. Der Mann sackt zusammen, ich kann ihn gerade noch auffangen und stützen, während mein Partner ihn mit Klebeband umwickelt und zurück auf die Hochliege wuchtet.

Der nächste Schlag gilt dem Mautsystem. „Worauf wartest du?“, knurrt Oleg.

Zündschlüssel. Kupplung, Gang rein. Gas. Blinker. Wieder rauf auf die A 65. Im Rückspiegel sehe ich noch, wie ein Mann aus der Raststätte tritt, in jeder Hand ein Fresspaket. Armer Kerl, kann sich nicht mal die Augen reiben, sucht, aber findet seinen Laster nicht. Der neonblaue Schimmer gibt ihm eine Art Heiligenschein.

„Und jetzt? Wohin?“, frage ich nach einer Weile.

„Erst mal weg auf Autobahn. Bosse geben Bescheid.“

„Und wie?“

„Na, Handy.“ Oleg klopft sich mit der flachen Hand gegen die Brust. „O Scheise verdammt!“ Der Rest ist Polnisch, Russisch oder Bulgarisch.

„Was ist los?“

„Handy liegt in Scheisen-Auto auf Scheisen-Parkplatz.“

Na, prima!, denke ich. Wir haben einen Lastwagen mit vielen Hundert oder gar ein paar Tausend Navigationsgeräten, wissen aber nicht, wohin damit.

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