Verteidigung Leo Trotzkis by David North
Autor:David North [North, David]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783886346868
Herausgeber: Mehring Verlag, Essen
veröffentlicht: 2015-05-13T16:00:00+00:00
Die Quellen von Service
Ein beträchtlicher Teil des Buchs von Service ist der Herabwürdigung von Trotzkis Persönlichkeit gewidmet. Er weitet seine Bemühungen, Trotzki als politischen Revolutionär zu diskreditieren, auf jeden Aspekt seines Privatlebens aus. Service scheint zu glauben, die Theorie der permanenten Revolution sei weniger überzeugend, wenn es gelinge, Trotzki als unangenehmen Menschen zu präsentieren. Auf diese Weise bleibt das Porträt Trotzkis bei Service immer eine primitive Karikatur. Er ist bei ihm immer eitel, unsensibel, herrschsüchtig und ichbezogen. Service versucht zu zeigen, dass diese angeblichen Charakterzüge Trotzkis bereits in jugendlichem Alter unangenehm auffielen. Sein einziger Zeuge ist dabei Gregori A. Ziv, der Trotzki Ende der 1890er-Jahre in der ersten Zeit seiner revolutionären Tätigkeit kennengelernt hatte. Viel später, im Jahre 1921, nach seiner Übersiedlung in die Vereinigten Staaten, verfasste Ziv verbitterte Erinnerungen, in denen er äußerst feindselig über seinen früheren Freund und Genossen schrieb, der inzwischen zum weltberühmten Führer der Oktoberrevolution geworden war.
Niemand würde bestreiten, dass die Erinnerungen von Ziv ein Dokument sind, das ein ernsthafter Historiker zur Vorbereitung einer Trotzki-Biografie heranziehen wird. Immerhin kannte Ziv Trotzki an einem kritischen Wendepunkt im Leben des künftigen Revolutionärs. Aber ein Historiker hat die Pflicht, Dokumente und Quellen kritisch zu betrachten und sorgfältig zu überlegen, wieweit er den darin enthaltenen Informationen trauen kann. Bei Ziv ist ein kritisches Herangehen sicherlich höchst angebracht. Es gibt viele Gründe, an der Objektivität und Verlässlichkeit seiner Einschätzung zur Persönlichkeit Trotzkis zu zweifeln. Vor allem nahm Ziv, nachdem er in den Vereinigten Staaten angekommen war, eine äußerst feindliche Haltung zu Trotzkis Einschätzung des imperialistischen Kriegs ein. Ziv unterstützte Russlands Teilnahme am »Krieg für die Demokratie«. Diese Information enthält Service seinen Lesern vor. Aber Eastman, der Zivs Erinnerungen kannte, liefert die folgende Hintergrundinformation:
Als Trotzki [im Januar 1917] während des Kriegs nach New York kam – als Anti-Patriot, Kriegsgegner, Revolutionär –, traf er Doktor Ziv, der, wie er wusste, dort eine kleine, den Krieg befürwortende Zeitschrift in russischer Sprache herausgab. Er begegnete ihm freundlich und lud ihn zu sich nach Hause ein, um sich der freundschaftlichen Gefühle vergangener Zeiten zu entsinnen. Sie sprachen lange miteinander und schwelgten in alten Erinnerungen. Aber da Trotzki wusste, dass Ziv ihn nichts lehren konnte und er Ziv nicht überzeugen konnte, sprach er keine politischen Fragen an. Das war eine für ihn bezeichnende höfliche, freundliche und durchdachte Entscheidung. Aber für die journalistische Eitelkeit des Doktors war es anscheinend ein untragbarer Affront, ein Ausdruck der selbstbezogenen intellektuellen Arroganz, die, wie der nun entdeckte, die Tätigkeit seines Freunds seit der Wiege gekennzeichnet hatte. Daher ist dieser kleine Band gekennzeichnet von kranker und absurder persönlicher Gehässigkeit.[28]
Ankläger sind juristisch verpflichtet, der Verteidigung entlastende Beweise zugänglich zu machen. Ein Biograf sollte diesem allgemeinen Prinzip folgen und seinen Lesern Informationen nicht vorenthalten, die die Glaubwürdigkeit von Zeugen infrage stellen, deren Aussage er zitiert. Aber Service kümmern solche grundsätzlichen Überlegungen nicht. Er besteht zwar darauf, dass Trotzkis Memoiren höchst skeptisch geprüft werden müssen, zeigt aber nicht die geringste Neigung, etwas zu hinterfragen, was Ziv in seinen Erinnerungen geschrieben hat. So zitiert er Zivs Feststellung:
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