Versilia, Diana und das Meer by Harald Fischer

Versilia, Diana und das Meer by Harald Fischer

Autor:Harald Fischer
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783842314511
Herausgeber: Books on Demand
veröffentlicht: 2014-08-26T04:00:00+00:00


Das beschützte Dorf

Mindestens zwanzig Jahre war es her, dass Eduard, genannt Eddie, mit Partnerin Claudia zum ersten Mal in dieses abgelegene Dorf in den Bergen des sonnigen Landes gekommen war; das war anfangs stets im Winter. Die Schneeverhältnisse waren schon einmalig, die Landschaft verzauberte, und die Menschen waren auf nette Art fleißige, selbstbewusste Leute, die von der reichlich gespendeten Sonne auch einiges im Herzen verwahrten.

Eddie war traurig, aber nicht unglücklich, dass Claudia ihn verlassen hatte. – Wie die Zufälle so spielen, hatte sich diesmal Sonja dazugesellt, ohne dass Eddie das so recht gewollt hätte: ‚Seine Ruhe haben’, das war es nicht allein; er suchte nach neuen Wegen, nach Möglichkeiten, sich weiter zu entwickeln – wohin, das war noch nicht raus. Sonja war keine unangenehme Gefährtin, sie hatte manche Vorzüge, welcher Art sie auch immer waren. Eins war abgemacht: Keine Verpflichtungen oder sentimentale Bindungen, also auch keine Liebeleien! - So war von Anfang klar und beide waren sich einig, dass sie nicht im gleichen Haus wohnen würden. - Ein meist trüber, nebliger Frühherbst trug dazu bei, dass es nicht zu euphorischen und etwa ‚überbordenden Gefühlsausbrüchen’ kam. „Uns geht die Sonne nicht unter“, summte Eddie vor sich hin, als sie in das von ihm geliebte Dorf einfuhren. Freundlichst wurde er von seiner ihm lange bekannten, liebenswürdigen Wirtin empfangen, die einen typischen Wiener Dialekt sprach und auch lange in der charmanten Hauptstadt gelebt hatte. Sonja hatte Eddie im besten Hotel am Platze abgesetzt, wo die Chefin es als selbstverständlich ansah, dass er auch hier einzöge – sie kannten sich. In seiner Stube unterm Dach fand er sich jedoch dann gerne ein; das Haus lag am Waldesrand und war entzückend und mit viel Phantasie und Geschmack eingerichtet oder ausgestattet. Die Aussicht war herrlich, wenn jetzt auch nicht allzu viel zu sehen war.

Am nächsten Vormittag holte Eddie Sonja aus ihrem komfortablen Hotel ab und ging mit ihr auf die Post, das Fremdenverkehrsamt und zu „Schlecker“. In der Bäckerei verweilten sie und tranken den zweiten Kaffee; ein Stück frischen Zwetschgenkuchen gab es dazu. So ging der erste Tag für die beiden an, halt gemächlich, beschaulich und zur Sonne schauend, die sich schon einmal zaghaft zwischen den Wolken sehen ließ. Nach einem kurzen Spaziergang durch das Dorf und seine schmucken, mit vielen Blumen geschmückter Häuser, wollten sie zu einem altbekannten Gasthof zum Essen, als das 12 Uhr-Geläute einsetzte. Das ließ aber nicht nach, sondern eine Glocke nach der anderen gesellte sich in Abständen dazu. Das war ein gewaltiges, tiefes und wohlklingendes Konzert, das manchem Geläut einer Stadtkirche nicht nachstand. Auf Sonjas Betreiben richteten die beiden ihre Schritte zur Kirche hin, wo vor der Eingangstüre einige Schirme standen; vor kurzem noch hatte es geregnet. Im Kirchenraum war eine nicht unerhebliche Anzahl von Gemeindemitgliedern am Beten. Sie sangen oder sprachen einem nicht zu erblickenden Vorbeter oder Pfarrer nach. Eddie verstand nur immer: „Heilige Maria, Mutter Gottes, erlöse uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes!", was immer wiederholt wurde. – Ein weiteres Gebet, das Eddie an einem der Schutzheiligen auf einer Tafel angeschlagen sah, lautete: „O mein Schutzgeist, Gottes Engel.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.