Verlorene Illusionen (Roman) - Vollständige deutsche Ausgabe by Honoré de Balzac
Autor:Honoré de Balzac [De Balzac, Honoré]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9788026813231
Herausgeber: e-artnow
veröffentlicht: 2015-01-31T16:00:00+00:00
»Meine liebe Louise«, sagte sie zu Lucien, »hatte so viel Neigung für Sie. Ich war in ihr Vertrauen eingeweiht, welch schöne Zukunft sie für Sie erträumte! Sie hätte vieles für Sie ertragen, aber was haben Sie ihr für eine Verachtung bezeigt, als Sie ihr ihre Briefe zurückschickten! Grausamkeiten verzeihen wir – um uns zu verwunden, muß man noch an uns glauben – aber die Gleichgültigkeit! Die Gleichgültigkeit ist wie das Eis an den Polen, sie tötet alles. Geben Sie es zu, Sie haben sich durch eigene Schuld um Schätze gebracht. Warum brechen? Selbst wenn Sie verachtet worden wären, haben Sie denn nicht Ihr Glück zu machen, Ihren Namen zu erobern? Louise dachte an all dies.«
»Warum hat man mir nichts davon gesagt?« fragte Lucien. »Ich selbst habe ihr geraten, Sie nicht ins Vertrauen zu ziehen. Als ich sah, wie schlecht Sie sich in die Welt zu schicken verstanden, hatte ich Angst um Sie! Ich fürchtete, daß Ihre Unerfahrenheit, Ihr unbesonnener Eifer ihre Absichten und unsere Pläne vereiteln könnten. Können Sie sich heute noch an Ihre eigene Person von damals erinnern? Sagen Sie selbst, Sie würden meiner Meinung sein, wenn Sie Ihr Ebenbild heute sähen. Sie sehen sich nicht mehr ähnlich. Darin liegt unser einziges Unrecht. Aber unter Tausend findet sich nicht einer, der mit so viel Geist eine so merkwürdige Fähigkeit der Anpassung verbindet. Ich hätte nicht gedacht, daß Sie eine solche Ausnahme sind. Sie haben sich so rasch verwandelt, sich der Pariser Art und Weise so leicht angeschmiegt, daß ich Sie vor einem Monat im Bois de Boulogne nicht erkannt habe.«
Lucien hörte dieser Dame mit unsagbarem Vergnügen zu. Sie brachte ihre schmeichelhaften Worte in einem so zutraulichen, kindlichen, schmollenden Ton vor, schien sich so angelegentlich für ihn zu interessieren, daß er an ein Wunder, ähnlich dem im Panorama Dramatique, glaubte. Seit jenem glücklichen Abend lächelte ihm alle Welt zu, er vermeinte, in seiner Jugend einen Talisman zu besitzen. So wollte er denn die Marquise auf die Probe stellen und nahm sich vor, sich keinerlei Überraschung anmerken zu lassen.
»Und welches waren diese Pläne, gnädige Frau, die heute hinfällig geworden sind?«
»Louise wollte vom König eine Ordonnanz erlangen, die Ihnen gestattet hätte, den Namen und Titel ›von Rubempré‹ zu tragen. Sie wollte den Chardon aus der Welt schaffen. Dieser Erfolg, der damals so leicht zu erlangen gewesen wäre und den Ihre Überzeugungen jetzt fast unmöglich gemacht haben, wäre ein großes Glück für Sie gewesen. Sie werden dieser Auffassung keinen großen Wert beilegen, aber wir kennen das Leben ein wenig und wissen, welche solide Grundlage ein Grafentitel bildet, der von einem eleganten, schönen jungen Mann getragen wird. Je nachdem hier vor ein paar jungen englischen Millionärinnen oder Erbinnen ›Herr Chardon‹ oder ›Herr Graf von Rubempré‹ angemeldet wird, macht es gleich eine ganz andere Wirkung. Der Graf würde, wenn er verschuldet ist, offene Herzen finden, seine ins rechte Licht gesetzte Schönheit wäre wie ein Diamant in prächtiger Fassung; Herrn Chardon würde man überhaupt nicht bemerken. Wir haben diese Anschauungen nicht hervorgerufen, wir finden sie überall herrschend, selbst in der Bürgerklasse.
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