Verlockung pur by Linda Lael Miller

Autor:Linda Lael Miller [Miller, Linda Lael]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: MIRA
veröffentlicht: 2015-09-18T16:00:00+00:00

7. KAPITEL

Am nächsten Tag luden die Holbrooks zu einem improvisierten Brunch ein, und Carly staunte über die Vielfalt der Leute, die so kurzfristig erschienen waren. Bevor sie das erste Glas Orangensaft austrinken konnte, hatte Mark sie einem Bankvorsteher, einem Kongressabgeordneten und einer Filmagentin vorgestellt.

Als Jeanine auftauchte, entschuldigte er sich und ging zu seiner Exfrau. Carly wusste, dass er das Sorgerecht für Nathan von ihr fordern wollte. Sie drückte ihm heimlich die Daumen, trat hinaus auf die Terrasse und blickte auf die Bucht. Der hellblaue Himmel und das marineblaue Wasser verschmolzen am Horizont. Dieses Bild würde sie nie vergessen.

»Schön, nicht wahr?«

Erschrocken drehte Carly sich herum und entdeckte Edina Peters, die Filmagentin. »Ja«, sagte sie. »Ich könnte ewig so stehen bleiben. Kennen Sie die Holbrooks schon lange?«

»Ja«, antwortete Edina nur.

»Mark hat ein Stück geschrieben. Es ist fabelhaft«, fuhr Carly fort und wusste selber nicht, was sie plötzlich zu dieser Mitteilung veranlasste.

Edinas Interesse war sofort geweckt. »Das wundert mich nicht. Schließlich ist er ein erfolgreicher Journalist. Hat er Ihnen erzählt, dass er sich schon während der Highschool Geld mit Kriminal- und Science-Fiction-Geschichten verdiente?«

Carly schüttelte den Kopf.

»Hat er vor, das Stück jemandem zu überlassen?«, fragte Edina vorsichtig.

Carly lehnte immer noch an der Terrassenbrüstung und verschränkte die Finger. »Er hat es mir geschenkt«, sagte sie.

»Wie bitte?«

Carly sah sie nicht an. »Ich möchte es gern jemandem zu lesen geben, um festzustellen, ob mein Urteil richtig ist. Würden Sie.

Edinas Augen glänzten plötzlich. Äußerlich blieb sie völlig gelassen. »Sehr gern«, antwortete sie ruhig. »Selbstverständlich würde ich nichts unternehmen, ohne mich vorher mit Ihnen abzustimmen.«

Carly ging über die Hintertreppe nach oben und nahm das Manuskript aus ihrem Koffer. Edina wartete in der Küche auf sie, und ihre schlanke Hand zitterte ein wenig, als sie nach dem Stück griff.

»Bitte denken Sie daran: Mich interessiert nur Ihre Meinung«, stellte Carly klar. »Ich bin nicht berechtigt, Marks Arbeit zu verkaufen.«

Edina nickte, gab Carly ihre Visitenkarte und verließ fünf Minuten später das Haus.

Carly kehrte zu den anderen zurück und stellte fest, dass Mark sein Gespräch mit Jeanine beendet hatte. Nach seiner angespannten Miene und dem zuckenden Wangenmuskel zu urteilen, war es nicht gut gelaufen.

Sie hakte ihn unter und zog ihn in eine Nische. »Nun?«

»Jeanine weigert sich.«

Carly streichelte sein Gesicht, um den Muskel zu beruhigen. »Hast du wirklich geglaubt, es ginge so einfach? Vergiss nicht, Nathan ist auch ihr Sohn.«

Mark atmete schwer. »Jeanine ist Alkoholikerin«, erklärte er.

»Deshalb kann sie ihr Kind trotzdem lieben«, gab Carly zu bedenken. »Was du von ihr verlangst, ist für eine Mutter das Schwerste auf der Welt.« Sie dachte kurz an das Stück und spürte plötzlich das Bedürfnis, hinter Edina Peters herzufahren und das Manuskript zurückzuholen.

Mark sah auf die Uhr. »Unser Flugzeug geht in zwei Stunden. Vielleicht sollten wir uns langsam zurückziehen.«

Carly stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. »Nett, dass du mir unseren Zeitplan mitteilst«, zog sie ihn auf. »Erst erzählst du mir in letzter Minute, dass wir nach San Francisco fliegen, ohne mir zu verraten, wie lange wir bleiben, dann stellst du mich deiner Familie vor, und plötzlich erklärst du in aller Ruhe, dass wir in zwei Stunden wieder abreisen.

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