Verliebt in eine Zeitreisende by Kirsten John

Verliebt in eine Zeitreisende by Kirsten John

Autor:Kirsten John [John, Kirsten]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Jugendroman
Herausgeber: Arena
veröffentlicht: 2013-12-16T23:00:00+00:00


Kapitel 2

Es ist ruhig. Beinahe unheimlich ruhig. Das Feuer knistert wieder, weil ich ein bisschen mit dem Schürhaken drin rumgestochert und Holz nachgelegt habe, aber ansonsten ist es still wie im Grab. Die Minuten kriechen und Pluvius und Moritz sind immer noch nicht zurück.

Ich habe mir in der Hütte angesehen, was es anzusehen gab. Viel war es ja nicht. In den Töpfen auf dem Regal sind Lebensmittel wie getrocknete Erbsen, Getreide und Mehl untergebracht, die Truhe ist verschlossen. In den Kleidungsstücken war nichts zu finden: Sie haben nicht mal Taschen. Noch mehr Sachen liegen unter dem Bett. Das einzig Ungewöhnliche, das ich entdeckt habe, war eine kleine Flasche Rasierwasser, die in einem Topf versteckt ist. Ich suche noch eine Zeit lang nach dem Schlüssel für die Truhe, gebe jedoch bald entnervt auf. Als ich Hunger bekomme, gehe ich um die Hütte herum, an einer Bank mit einer Waschschüssel und einem Krug vorbei zu dem kleinen Vorratsbunker, den mein Vater erwähnt hat.

Drei lehmige Stufen führen in die Erde hinab zu einer Holztür, die sich nur schwer bewegen lässt. Als ich die Kühlkammer endlich geöffnet habe, wird mir klar, dass ich nicht nachgedacht habe: Hier gibt es natürlich keinen Lichtschalter, den man anknipsen kann, und es ist stockdunkel. Eine Lampe habe ich in der Hütte nirgends sehen können, also marschiere ich zurück und nehme mir eine der Kerzen aus dem Leuchter, die ich am Kamin anzünde. Mit der schützenden Hand davor gehe ich im Schneckentempo zurück, trotzdem geht sie mir zweimal aus. Beim dritten Anlauf klappt es und ich kann im flackernden Licht wenigstens ein paar Gegenstände erkennen.

Auf dem Boden stehen Fässer, in den Regalen darüber noch mehr Krüge und Töpfe aus Ton, die ich der Reihe nach durchsuche. Es riecht nach Feuchtigkeit und Schimmel und sicher gibt es hier Spinnen. Ich finde einen in ein Tuch eingeschlagenen Schinken, den ich mitnehme, und auch etwas Käse, der sehr streng riecht.

Die Tür kriege ich nicht wieder zu, also muss sie einen Spalt offen bleiben, die Kerze hat mir inzwischen schmerzhaft auf die Hand getropft und ist dann ausgegangen. Ich bin vielleicht noch nicht lange hier, aber das Mittelalter beginnt schon jetzt, mir gehörig auf die Nerven zu gehen.

In der Hütte ist es wenigstens warm und recht gemütlich. Ich breite meine Schätze auf dem Tisch aus und mache mich auf die Suche nach einem Messer. Es gibt eine Klinge mit einem einfachen Holzgriff, die nicht gerade scharf ist, doch nach einiger schweißtreibender Säbelei habe ich es schließlich geschafft und sitze mit Schinken und Käse vor dem Feuer. Und warte.

So langsam kommt mir das Zeitgefühl abhanden. Ich beiße vom Käse ab und versuche, ungefähr herauszufinden, wie spät wir es haben. Wir sind um die Mittagszeit gesprungen, überlege ich kauend, aber gelandet sind wir wohl früher, denn mein Vater hat von einem »Frühstück« gesprochen, das bei der Bauernfamilie auf den Tisch gekommen ist. Beim Gedanken an den Innereienbrei dreht sich mir der Magen um und ich lege Käse und Schinken erst einmal beiseite. Grob geschätzt ist es Vormittag.



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