Verhängnisvoller Abgrund by Jörg Reibert

Verhängnisvoller Abgrund by Jörg Reibert

Autor:Jörg Reibert
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Herausgeber: hnb verlag
veröffentlicht: 2014-09-26T22:00:00+00:00


Drei Tage später, an einem lauen Sommerabend, als nur wenig Verkehr herrschte und kaum Fußgänger in der Straße bei ihrem Auto anzutreffen waren, wollte ich den Sender platzieren. Es war noch hell, denn ich musste eine passende Stelle unter dem Auto finden. Der ganze Vorgang würde nicht mal eine halbe Minute dauern.

An ihrem doch schon etwas betagten Fahrzeug angekommen, blicke ich mich verstohlen um. Ich nahm den Sender aus der Jackentasche und zog die Schutzfolie des Klebebands an der Rückseite ab. An der der Straße abgewandten Seite bückte ich mich unter die vordere Stoßstange und suchte nach einem geeigneten Platz, um das Kästchen sicher zu befestigen. Sie sollte ihr Auto häufiger waschen, stellte ich fest. Die Unterseite der Karre strotzte nur so vor Dreck. Es war unmöglich, den Sender anzukleben, er wollte einfach nicht halten. Etwas weiter hinten war noch eine Vertiefung am Fahrzeugboden, an der des klappen könnte.

Ich musste weiter unter das Fahrzeug rutschen, um mit ausgestreckter Hand heranzukommen, als ich eine Stimme hörte: »Was bitte machen Sie da unter meinem Auto?«

Ich erschrak und blickte neben mich, wo ich zwei Beine in Jeans sah, in die Bewegung kam. Gerade noch rechtzeitig bevor sie in die Hocke ging, konnte ich den Sender in der Jackentasche verschwinden lassen. Ächzend schob ich meinen Körper wieder nach vorn.

»Wer sind Sie? Kommen Sie hervor!«, wurde die Stimme deutlicher.

Ich konnte jetzt aufblicken und sah direkt in das Gesicht von – Silke Rohrbach. Verdammt, die hatte doch gerade noch in ihrer Wohnung herumgewerkelt. Eine leichte Zornesfalte stand über ihrer Nasenwurzel, ansonsten wirkte sie fast genauso erschrocken wie ich.

»Entschuldigung«, stammelte ich. »Mir ist ein Euro runtergefallen und unter das Auto gerollt. Ich wollte ihn zurückholen. Dann ist mein Blick auf den Wagen gefallen. Ihre Bremsen sind durch. Verzeihen Sie, ich konnte nicht anders. Ich bin Ingenieur.« Ich stemmte mich hoch und versuchte ein kleines Lächeln. Dabei wies ich mit einer vagen Handbewegung auf einen der Reifen.

Zum Glück entschuldigt dieser letzte Satz so gut wie alles. Auch Ärzten nimmt man es ohne Nachfrage ab, wenn sie an Personen herumdrücken und ihnen ungefragt tief in irgendwelche Körperöffnungen schauen. Das gehört einfach zum Arztberuf dazu. Genauso darf der Ingenieur ungebeten alles Technische betatschen und untersuchen.

Ihre Zornesfalte verschwand und machte einem besorgten Gesichtsausdruck Platz. »Was ist mit meinen Bremsen?«

»Da«, sagte ich, und wir gingen diesmal gemeinsam in die Hocke.

Ich zeigte ihr, dass ihre Bremsscheiben hoffnungslos abgenutzt waren und sie dringend in die nächste Werkstatt musste. Auf meinen Schreck hin redete ich wie ein Wasserfall und machte die Geschichte noch etwas dramatischer, als sie es tatsächlich war. Ich baute fest darauf, dass sie wie die meisten Frauen von Autos nicht allzu viel Ahnung hatte und keine unschönen Nachfragen kommen würden. Nebenbei gesagt hätte ihr Auto ohnehin einen Besuch beim Fachmann vertragen können.

Schließlich wollte ich mich schnellstmöglich von ihr verabschieden und weitergehen. Ich begann den Rückzug: »Also dann, noch einen schönen Abend. Ich hoffe, Sie haben weiter keinen Ärger mehr mit dem Auto, wenn das Problem erst mal behoben ist.«

»Was haben Sie jetzt noch vor?«, hakte sie ein.



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